„Vorhandenen Baubestand besser nutzen und Flächen entsiegeln“
Dass trotz der vielen Leerstände weiter Flächen versiegelt werden, ärgert Leser. Leerstandsabgaben seien auch nicht sozial treffsicher, steuerliche Belastungen für den Mittelstand seien ohnehin hoch.
Spätestens in der Schule be- greift jedes Kind, dass Bo- den im Allgemeinen und fruchtbarer Boden im Besonde- ren limitiert ist und auch, dass ständiges Wirtschaftswachs- tum schlicht und einfach un- möglich ist. Seriöse Wissen- schaftler haben schon längst die Lösung aufgezeigt: den bereits vorhandenen Baubestand bes- ser nützen, umwidmen, renovie- ren, restrukturieren, rückbauen, Flächen entsiegeln. Der geistige Beton in manchen Köpfen scheint das derzeit aber zu ver- hindern. DI Bernhard Dröscher,
Weißkirchen
Sterbende Ortskerne
Jahrzehntelang haben die Bür- germeisterInnen und die Ge- meinderätInnen fraktionsüber- greifend ihr Handerl bei Abstim- mungen in den Gemeinderats- gremien gehoben, um landwirtschaftliche Flächen am Ortsrand und im Grünen in Bauland
umzuwidmen. Vorwiegend für die großen Lebensmittelmo- nopolisten und deren Parkplatz- angebote. Die „Kleinen“wie Bä- cker, Metzger, Wirtshäuser etc. in den ehemals lebendigen Orts- kernen sind als Frequenzbringer eingegangen. Postämter wur- den aufgelöst, die Leute fahren mit dem Auto zwei Kilometer in die Einkaufszentren. Selbst Apotheken sind in die Einkaufs- zentren gesiedelt. Hausärzte sind verschwunden. Bankstel- len und Bankfilialen samt Ban- komaten sind verschwunden. Polizeistellen wurden aufgelöst. Alles wurde irgendwo organisatorisch zentralisiert, um sogenannte „Synergien“zu heben.
Jetzt weinen dieselben Politi- kerInnen wegen des furchtba- ren Flächenfraßes, wegen des Verschwindens des Grundwas- sers aufgrund der Betonversie- gelungen. Sie weinen medial Krokodilstränen wegen der ster- benden Ortskerne und der vielen – Schaudern hervorrufenden – Leerstände. Fritz Baumgartner,
St. Georgen
Soziale Stabilität
Die Leerstandsabgaben sind ei- ne höchst ungenaue bürokrati- sche Maßnahme und schwä- chen den durch Nullzinspolitik, Inflation, digitalen Handel etc. bereits angeschlagenen Mittelstand noch weiter. Gerade in un- seren bewegten Zeiten sollten unsere Verantwortungsträger auch die soziale Stabilität im Auge haben, wofür ein breiter Mittelstand immer ein Garant war. Und außerdem, wie wollen die bürgerlichen Parteien mit noch mehr Obrigkeitsbürokratie eine Wahl gewinnen?
Dr. Johannes Hofer, Kindberg
Unverschämt
Voriges Jahr ließ ich ein Grund- stück teilen. Es grenzt an einen alten, verwachsenen öffentli- chen Weg. Weil dieser Weg nicht die vorgeschriebene Mindest- wegbreite aufweist, schreibt die Gemeinde für die Genehmigung der Teilung vor, dass von mir an- grenzende Grundflächen zur Verbreiterung des Weges an die öffentliche Hand gratis abzutreten sind. Der Teilung und der „Grundschenkung“muss der örtliche Gemeinderat zustimmen und die notwendigen Unterschriften ein Notar beglaubigen. Dieses Prozedere dauert!
Danach bestätigt die Bezirkshauptmannschaft (BH), dass diese Schenkung nach dem Grundverkehrsgesetz nicht genehmigungspflichtig sei. Das Beste aber ist, dass für diese Bestätigung der BH auch noch eine Landesverwaltungsabgabe und eine Bundesgebühr von gesamt 101 Euro fällig werden. Zudem verlangt die Gemeinde eine Grundabtretungsgebühr von 37 Euro. Der Beschenkte, die öffentliche Hand, schreibt mir, der ich ohnedies die Kosten für Vermessung, Vertragserrichtung, Beglaubigung der Unterschriften durch den Notar und die Grundbucheintragung bezahle, für dieses Geschenk also auch noch Bundes-, Landes- und Gemeindegebühren vor. Das haut dem Fass den Boden aus.
Österreichs Amtsschimmel wiehert gewaltig und der Griff
Kleine Zeitung online „Gewessler: ‚In 200 Jahren haben wir keinen fruchtbaren Acker mehr‘“, 21. 3.