Pension statt Pension
Margot Staats (89) aus Obervellach ist Gastgeberin aus Leidenschaft und betreibt bereits seit 60 Jahren im Alleingang ihr Gästehaus.
ie Buchhaltung erledigen, währenddessen Telefonate annehmen und Reservierungen abwickeln, das Frühstück für die Gäste vorbereiten und die Blumen rund ums Haus gießen – so sieht ein typischer Arbeitstag für Margot Staats aus. Die 89-Jährige ist alleine für einen reibungslosen Ablauf in ihrem Gästehaus in Obervellach verantwortlich. Lediglich für das Putzen von zehn Zimmern und ei- nem Apartment nimmt sie Unterstützung in Anspruch.
Sie begrüßt ihre Besucher, erfüllt Gästewünsche, regelt alle Arbeitsabläufe, bringt die Zimmer auf Vordermann und platziert das liebevoll vorbereitete Frühstück auf einem der mit bunten Tischdecken und Blumen dekorierten Holz- tische im Frühstückssaal – und das seit nunmehr 60 Jah- ren.
„Seit 1964 baue ich das Gäs- tehaus auf. Nur in den Winter- monaten habe ich kurz ge- schlossen, um den Gästen keine Heizkosten verrechnen zu müssen. Die Pause nutze ich, um zu renovieren. Es ist im
Dmer was los“, sagt Staats. Nach Jahrzehnten im Geschäft blickt sie auf eine ereignisrei- che und abenteuerliche Be- rufslaufbahn zurück: „Jeder Gast, jeder Wunsch und jeder Urlaub ist individuell.“
Die meisten Urlauber sind mittlerweile Stammgäste und kommen aus Deutschland, Ös- terreich und Holland. „Ich habe Hunderttausende Anekdoten aus dieser Zeit, aber die sind geheim“, betont Staats, für die „Verschwiegenheit oberstes Gebot“ist. erufsalltag und Privatle- ben voneinander zu tren- nen, war für sie nie möglich. Urlaube gab es nicht und auch fürs Lesen war nie genug Zeit.
B„Ich habe Zwölfstundentage“, sagt Staats, die gerne Zeit mit ihren fünf Enkeln und vier Urenkeln verbringt. Auch Blumen haben es ihr angetan: „Ich mag alle Pflanzen, außer Orchideen. Die sind mir zu arrogant.“Weder Blumen noch andere Geschenke will sie zu ihrem 90. Geburtstag, den sie „ohne viel Tamtam“im Juni feiern wird.
Obwohl die Gastgeberin aus Leidenschaft fit und agil in ihr neues Lebensjahr starten wird, ist sie auf der Suche nach einem Nachfolger. Ihre Anforderungen? „Wie man einen Betrieb führt, ist immer eine individuelle Sache. Aber er sollte freundlich und tüchtig sein.“