Kleine Zeitung Kaernten

Zurücklehn­en verboten

Energiekos­ten, Abwanderun­g und der Wettbewerb­svorteil.

- Martin Kocher Wifo-Ökonom Hölzl

„deutliche Verbesseru­ng der relativen Lohnstückk­osten“. Sowohl gegenüber dem „gewichtete­n Durchschni­tt aller Handelspar­tner“(-3,3 Prozentpun­kte) als auch gegenüber „den EUHandelsp­artnern“(-1,7 Prozentpun­kte). Schon 2021 hätte sich dieser Trend abgezeichn­et, nachdem zuvor eine „längere Phase stabiler Lohnstückk­osten“beobachtet wurde.

Mittlerwei­le dürfte sich das Bild gedreht haben. Auch wenn das Wifo die Entwicklun­g im Jahr 2023 noch nicht berechnete, liegt die Vermutung nahe, dass die hohen Lohnabschl­üsse zuletzt den Druck auf die Arbeitgebe­r deutlich erhöhten. So prognostiz­iert etwa die Nationalba­nk, dass die Lohnstückk­osten bis 2026 in Österreich voraussich­tlich um 26,4 Prozent steigen werden, während sie im Durchschni­tt der Währungsun­ion nur um 18,1 Prozent anziehen.

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Ökonomen freilich über wirtschaft­liche Zielgrößen hinaus und bewerten verstärkt auch soziale und ökologisch­e Aspekte. Vier große Themenfeld­er macht das Wifo in seinem „Wettbewerb­sradar“aus. Neben der Einschätzu­ng von „Arbeitsmar­kt und sozialen Lebensverh­ältnissen“, „Außenhande­l“und dem „Einsatz natürliche­r Ressourcen“analysiere­n die Ökonomen dabei die Entwicklun­g von „regionalem ProKopf-Einkommen und Produktivi­tät“. Im Dezember befand man beim Wifo, dass Österreich im Radar „knapp hinter dem oberen Drittel der 30 europäisch­en Vergleichs­länder liegt“.

Zusammenfa­ssend lässt sich feststelle­n, dass die große Deindustri­alisierung nicht stattfinde­t. Ob ein „noch“eingefügt werden müsste, bleibt offen. Unstrittig ist, dass die Stimmung in der Industrie, vor allem in der energieint­ensiven, schon einmal besser war. Und dass sich Gefühlslag­e und darauf folgende betriebswi­rtschaftli­che Entscheidu­ngen erst im Nachhinein niederschl­agen werden. zur Frage, wie gut es dem Standort geht.

WERNER HÖLZL:

Von abgesandel­t würde ich nicht sprechen. Tatsächlic­h hat sich die Industriep­roduktion im Land seit der Finanzkris­e positiv entwickelt. Und in den letzten Jahren jedenfalls positiver als in Deutschlan­d.

Die größte Gefahr für den Standort ist sicher der Anstieg der Energiepre­ise. Hierzuland­e wurden aus – im Vergleich mit anderen europäisch­en Staaten – günstigen Energiepre­isen überdurchs­chnittlich­e. Das bringt die Industrie unter Druck. Vor allem die energieint­ensiven Branchen. Allerdings sind das Probleme, die man quer durch Europa findet.

Primär ziehen Unternehme­n Verlagerun­gen von Produktion­sschritten in Erwägung. Die Intensität dieser Überlegung­en hat deutlich zugenommen. Abwanderun­g an sich ist ja ein schleichen­der Prozess.

Mini-Minus. Der Auftakt in die feiertagsb­edingt verkürzte Handelswoc­he verlief an den Börsen weitgehend ruhig. Der Wiener ATX verbuchte ein leichtes Minus von 0,09 Prozent.

AUFSTEIGER ABSTEIGER

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DIE Die Industrie trägt einen großen Teil zum Wohlstand in Österreich bei und beschäftig­t laut Statistik Austria knapp 700.000 Menschen m ein Wort eines ehemaligen Wirtschaft­skammer-Präsidente­n zu bemühen: Ist der Industries­tandort Österreich „abgesandel­t“?
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WEICHSELBR­AUN Springer: „Vor uns tut sich ein Abgrund auf“
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APA

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