Zurücklehnen verboten
Energiekosten, Abwanderung und der Wettbewerbsvorteil.
„deutliche Verbesserung der relativen Lohnstückkosten“. Sowohl gegenüber dem „gewichteten Durchschnitt aller Handelspartner“(-3,3 Prozentpunkte) als auch gegenüber „den EUHandelspartnern“(-1,7 Prozentpunkte). Schon 2021 hätte sich dieser Trend abgezeichnet, nachdem zuvor eine „längere Phase stabiler Lohnstückkosten“beobachtet wurde.
Mittlerweile dürfte sich das Bild gedreht haben. Auch wenn das Wifo die Entwicklung im Jahr 2023 noch nicht berechnete, liegt die Vermutung nahe, dass die hohen Lohnabschlüsse zuletzt den Druck auf die Arbeitgeber deutlich erhöhten. So prognostiziert etwa die Nationalbank, dass die Lohnstückkosten bis 2026 in Österreich voraussichtlich um 26,4 Prozent steigen werden, während sie im Durchschnitt der Währungsunion nur um 18,1 Prozent anziehen.
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Ökonomen freilich über wirtschaftliche Zielgrößen hinaus und bewerten verstärkt auch soziale und ökologische Aspekte. Vier große Themenfelder macht das Wifo in seinem „Wettbewerbsradar“aus. Neben der Einschätzung von „Arbeitsmarkt und sozialen Lebensverhältnissen“, „Außenhandel“und dem „Einsatz natürlicher Ressourcen“analysieren die Ökonomen dabei die Entwicklung von „regionalem ProKopf-Einkommen und Produktivität“. Im Dezember befand man beim Wifo, dass Österreich im Radar „knapp hinter dem oberen Drittel der 30 europäischen Vergleichsländer liegt“.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die große Deindustrialisierung nicht stattfindet. Ob ein „noch“eingefügt werden müsste, bleibt offen. Unstrittig ist, dass die Stimmung in der Industrie, vor allem in der energieintensiven, schon einmal besser war. Und dass sich Gefühlslage und darauf folgende betriebswirtschaftliche Entscheidungen erst im Nachhinein niederschlagen werden. zur Frage, wie gut es dem Standort geht.
WERNER HÖLZL:
Von abgesandelt würde ich nicht sprechen. Tatsächlich hat sich die Industrieproduktion im Land seit der Finanzkrise positiv entwickelt. Und in den letzten Jahren jedenfalls positiver als in Deutschland.
Die größte Gefahr für den Standort ist sicher der Anstieg der Energiepreise. Hierzulande wurden aus – im Vergleich mit anderen europäischen Staaten – günstigen Energiepreisen überdurchschnittliche. Das bringt die Industrie unter Druck. Vor allem die energieintensiven Branchen. Allerdings sind das Probleme, die man quer durch Europa findet.
Primär ziehen Unternehmen Verlagerungen von Produktionsschritten in Erwägung. Die Intensität dieser Überlegungen hat deutlich zugenommen. Abwanderung an sich ist ja ein schleichender Prozess.
Mini-Minus. Der Auftakt in die feiertagsbedingt verkürzte Handelswoche verlief an den Börsen weitgehend ruhig. Der Wiener ATX verbuchte ein leichtes Minus von 0,09 Prozent.