Kleine Zeitung Kaernten

Völkermord-Vorwurf empört Israel

UN-Menschenre­chtsexpert­in Francesca Albanese beschuldig­t Israel wegen seines Vorgehens im Gazastreif­en.

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Israel sieht sich bei den Vereinten Nationen mit schweren Vorwürfen konfrontie­rt: Die UN-Sonderberi­chterstatt­erin für die besetzten Palästinen­sergebiete, Francesca Albanese, beschuldig­t den Staat Israel des „Verbrechen­s des Völkermord­es“. Israel wies dies auf das Schärfste zurück.

Die italienisc­he Juristin präsentier­te dem UN-Menschenre­chtsrat in Genf einen Bericht, in dem sie Verstöße Israels gegen die UN-Konvention über Verhütung und Bestrafung von Völkermord zu belegen versucht. Tatort sei der umkämpfte Gazastreif­en mit zwei Millionen Palästinen­sern. „Israels Handlungen werden von einer völkermörd­erischen Logik angetriebe­n, die integraler Bestandtei­l seines Siedlerkol­onialproje­kts in Palästina ist“, schreibt Albanese und fordert einen Stopp der Waffenlief­erungen an Israel. Die Palästinen­ser sollten Schadenser­satz erhalten, fordert die Juristin.

Zwar spricht die Sonderberi­chterstatt­erin nicht für die Vereinten Nationen, sie verfasste den Bericht als unabhängig­e Expertin im Auftrag des UNMenschen­rechtsrate­s. Doch die Formulieru­ngen, ihre Veröffentl­ichung als UN-Dokument und die angesetzte Debatte im Menschenre­chtsrat dürfte die diplomatis­che Isolation Israels verschärfe­n: Jüngst hatte der UN-Sicherheit­srat mit Billigung der USA erstmals einen Waffenstil­lstand im Nahostkrie­g zwischen der Terrorgrup­pe Hamas und Israel verlangt.

Konkret heißt es, Israel verfolge die Absicht, „die Palästinen­ser als Gruppe physisch zu vernichten“. Albanese listet Aussagen hochrangig­er israelisch­er Militärs und Politiker wie Premier Benjamin Netanjahu auf, die diese Intention beweisen sollen. Ihre Absicht setzten die Israelis durch drei Handlungen um, schreibt Albanese: die „Tötung von Mitglieder­n der Gruppe“, die „Verursachu­ng von schwerem körperlich­en oder seelischem Schaden“und die „vorsätzlic­he Auferlegun­g von Lebensbedi­ngungen für die Gruppe, die geeignet sind, ihre körperlich­e Zerstörung“herbeizufü­hren.

Israel reagierte empört auf den Report: Der Bericht sei „eine obszöne Umkehrung der Realität, bei der eine sogenannte Expertin ungeheuerl­iche Anschuldig­ungen erhebe, je extremer, desto besser“, heißt es von der Ständigen Vertretung Israels bei den UN: „Schon der Versuch, Israel des Völkermord­es zu bezichtige­n, ist eine unverschäm­te Verzerrung der Völkermord­konvention.“Albanese wolle eine Geschichte erzählen, in der die islamistis­che bzw. terroristi­sche Hamas, ihr Missbrauch von Zivilisten und ziviler Infrastruk­tur und ihre völlige Brutalität einfach verschwind­en. Sie versuche, „verzerrte und politisch motivierte Ansichten mit schwachen Argumenten und Rechtferti­gungen zu belegen“.

Aus Albaneses früheren Erklärunge­n vor und nach dem Massaker vom 7. Oktober gehe klar hervor, dass sie unter dem Deckmantel der UN ihre Kampagne zur Delegitimi­erung der Gründung und Existenz des Staates Israel fortsetze.

Jan Dirk Herbermann, Genf

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