Der Osterratschen-Macher
Tischlermeister Josef Kuchling (60) erzeugt für die Kinder von Gösselsdorf fahrbare Ratschen, die zum Ende der Karwoche die Kirchenglocken ersetzen.
um Gloria in der Abendmahlfeier am Gründonnerstag verstummen nach altem Brauchtum die Kirchenglocken, erst am Ostersonntag bei der Ostermette beginnen sie wieder zu läuten. In dieser Zeit wird das Kirchengeläut durch hölzerne „Ratschen“ersetzt. Im Eberndorfer Ortsteil Gösselsdorf haben diese Ratschen eine besondere Form. Sie können ähnlich wie ein Schubkarren gezogen werden und verursachen dabei ein ohrenbetäubendes Geräusch, das mit dem der Kirchenglocken mithalten kann.
Seit 30 Jahren werden diese „Großratschen“von Tischler- meister Josef Kuchling (60) liebevoll hergestellt. Mittler- weile gibt es einen eigenen Bausatz, mit dessen Hilfe je- der, der möchte, selber so eine Lärmquelle herstellen kann. Für den Samstag vor dem Palmsonntag hat die Gössels- dorfer Dorfgemeinschaft ein- geladen, sich in der Tischlerei Kuchling ihre persönliche Rat- sche abzuholen oder den Bau- satz in Empfang zu nehmen, mit dem man zu Hause das
Z„Gerät“zusammenbauen kann. Kuchling brauchte die große Zugratsche übrigens nicht neu zu erfinden. Beim Umbau seines Hauses hat der Nachbar das „Vorgänger-Mo- dell“auf dem Dachboden ge- funden. ie Gösselsdorfer Osterrat- sche bietet einen Blick auf die verschiedenen Holzarten, die in der Tischlerei verwendet werden. Kuchling: „Die Klang- bretter sind aus Erle gefertigt, die Walze aus Eiche oder Bu- che und das Gestell aus Fich- tenholz. Die verschiedenen Farben verleihen der Ratsche ein besonderes Aussehen.“
DDer Vater von Sohn Thomas (36) und Tochter Claudia (35) ist im St. Kanzianer Ort Littermoos auf einem Bauernhof aufgewachsen, den sein Bruder führt. 1992 hat er die Meisterprüfung abgelegt und sich selbständig gemacht. Wenn Kundenbesuche und die Arbeit in der Werkstatt Zeit lassen, schwingt sich Meister Kuchling aufs Mountainbike. Im Winter unternimmt er Skitouren. Eine Vorliebe gilt dem ortsansässigen Wandererbund, der mindestens zweimal pro Monat zu einer Überraschungs-Wanderung durch die Umgebung einlädt.