Das Sägen am eigenen Ast
estern ist in Wien die erste Boeing 787 von Austrian gelandet. Ein Grund zum Feiern. Wären da nicht die Streiks bei Austrian Airlines. Von den neuen Flugzeugen profitiert neben den Passagieren in erster Linie das fliegende Personal. Mehr Co-Piloten können Kapitäne werden, mehr Flugbegleiter zum Purser, also Chef der Kabine. Der Gewerkschaft ist das Angebot von in Summe 18 Prozent plus für Kapitäne und Flugbegleiter und 28 Prozent plus für Co-Piloten zu wenig und nicht nachhaltig genug. Sie kritisiert den Gehaltsunterschied zur Lufthansa.
Die Gehälter der 500 AUA-Piloten liegen derzeit zwischen 8600 und 13.700 Euro, die der 500 CoPiloten zwischen 4900 und 8000 Euro und der 2500 Flugbegleiter zwischen 2200 und 3500 Euro im Monat. Brutto, ohne Zulagen. Ums Geld kann es da wohl nur für die Flugbegleiter gehen. Die Kritik, bei der AUA verdiene die Belegschaft um 40 Prozent weniger als bei der Lufthansa, ist völlig undifferenziert. Andere Standzeiten und Blockstunden und Urlaubsregelungen sind Manifest. Wegen der hohen Gehälter lagert Lufthansa jetzt schon viele Flüge an günstigere Fluglinien im Konzern aus. An Air Dolomiti, Discovery oder Eurowings. 127 Millionen Euro hat die AUA im Vorjahr verdient, noch abzüglich Steuern und Zinsen. Die Gewinnmarge liegt mit 5,4 Prozent am unteren Rand des Konzerns. Zu wenig, um sich viele neue, CO2-ärmere Flugzeuge leisten zu können. Statt sinnvoller Verhandlungsergebnisse, die auch die Zukunft berücksichtigen, liegen im Osternest jetzt faule Eier. Es bleibt der Eindruck, dass die Gewerkschaft zukunftsvergessen ist und offenbar lieber streikt, statt Kompromisse zu schließen. er Ausweg? Verhandeln, ja sicher, kompromissfähig sein, ja sicher. Oder, eher ungewöhnlich: Das fliegende Personal verweigert den Gewerkschaftern Liebhart und Hebenstreit die Gefolgschaft und lässt es nicht zu, dass diese gerade den dünnen Ast des Erfolgs absägen.
war Leiter der Wirtschaftsredaktion im ORF-Radio, heute ist er Moderator und Lektor.
GDkritisiert rund um den AUA-Streik die mangelnde Kompromissbereitschaft.
„Die Kritik, bei der AUA verdiene die Belegschaft um 40 Prozent weniger als bei Lufthansa, ist undifferenziert.“