Kleine Zeitung Kaernten

Das Sägen am eigenen Ast

- Michael Csoklich Michael Csoklich

estern ist in Wien die erste Boeing 787 von Austrian gelandet. Ein Grund zum Feiern. Wären da nicht die Streiks bei Austrian Airlines. Von den neuen Flugzeugen profitiert neben den Passagiere­n in erster Linie das fliegende Personal. Mehr Co-Piloten können Kapitäne werden, mehr Flugbeglei­ter zum Purser, also Chef der Kabine. Der Gewerkscha­ft ist das Angebot von in Summe 18 Prozent plus für Kapitäne und Flugbeglei­ter und 28 Prozent plus für Co-Piloten zu wenig und nicht nachhaltig genug. Sie kritisiert den Gehaltsunt­erschied zur Lufthansa.

Die Gehälter der 500 AUA-Piloten liegen derzeit zwischen 8600 und 13.700 Euro, die der 500 CoPiloten zwischen 4900 und 8000 Euro und der 2500 Flugbeglei­ter zwischen 2200 und 3500 Euro im Monat. Brutto, ohne Zulagen. Ums Geld kann es da wohl nur für die Flugbeglei­ter gehen. Die Kritik, bei der AUA verdiene die Belegschaf­t um 40 Prozent weniger als bei der Lufthansa, ist völlig undifferen­ziert. Andere Standzeite­n und Blockstund­en und Urlaubsreg­elungen sind Manifest. Wegen der hohen Gehälter lagert Lufthansa jetzt schon viele Flüge an günstigere Fluglinien im Konzern aus. An Air Dolomiti, Discovery oder Eurowings. 127 Millionen Euro hat die AUA im Vorjahr verdient, noch abzüglich Steuern und Zinsen. Die Gewinnmarg­e liegt mit 5,4 Prozent am unteren Rand des Konzerns. Zu wenig, um sich viele neue, CO2-ärmere Flugzeuge leisten zu können. Statt sinnvoller Verhandlun­gsergebnis­se, die auch die Zukunft berücksich­tigen, liegen im Osternest jetzt faule Eier. Es bleibt der Eindruck, dass die Gewerkscha­ft zukunftsve­rgessen ist und offenbar lieber streikt, statt Kompromiss­e zu schließen. er Ausweg? Verhandeln, ja sicher, kompromiss­fähig sein, ja sicher. Oder, eher ungewöhnli­ch: Das fliegende Personal verweigert den Gewerkscha­ftern Liebhart und Hebenstrei­t die Gefolgscha­ft und lässt es nicht zu, dass diese gerade den dünnen Ast des Erfolgs absägen.

war Leiter der Wirtschaft­sredaktion im ORF-Radio, heute ist er Moderator und Lektor.

GDkritisie­rt rund um den AUA-Streik die mangelnde Kompromiss­bereitscha­ft.

„Die Kritik, bei der AUA verdiene die Belegschaf­t um 40 Prozent weniger als bei Lufthansa, ist undifferen­ziert.“

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