„Geschäftsfreunde“greifen nach der Macht
SPÖ, Neos und FPÖ wollen Jürgen Dumpelnik zum Magistratsdirektor wählen. Der hatte mit Vizebürgermeister Liesnig eine Firma. Geschäftsführer ist dort ein Ex-FPÖ-Politiker.
In den nächsten Wochen soll (45) im Gemeinderat zum Magis- tratsdirektor von Klagenfurt bestellt werden. So der Plan. Nach derzeitigem Stand würde er vermutlich 24 der 45 Stim- men bekommen. SPÖ,
FPÖ und Neos haben angekündigt, den 45Jährigen zu wählen. Dass die Freiheitlichen für ihn stimmen werden, überrascht. Monatelang hat die FPÖ auf einem unabhängigen Bewerber bestanden. Dumpelnik – er ist ge- meinsam mit Michael
Zernig Erstgereihter – gilt als Wunschkandidat von Vizebür- germeister Philipp Liesnig (SPÖ). „Dass mich eine langjäh- rige Freundschaft mit Jürgen Dumpelnik verbindet, habe ich stets offen kommuniziert“, sagt Liesnig.
Die beiden verbindet bzw. verband allerdings mehr: Dum- pelnik ist an einer Firma betei- ligt – die g.O.L.D. Consulting GmbH in Graz. „Öffentlich und medial seit längerem bekannt“, so Dumpelnik. Die Unterneh- mensberatung wurde im Juni 2021 gegründet. Die Gesell- schafter waren: und Dumpelnik, beide Funktio- näre bei den Naturfreunden Steiermark, und Philipp Lies- nig. Alle Tatsachen um seine wirtschaftlichen Tätigkeiten wurden im Bewerbungsprozess transparent gemacht, beteuert Dumpelnik. Liesnig, der Dum- pelnik als Magistratsdirektor seit Monaten präferiert, hatte mit diesem eine gemeinsame Firma – wenn auch nur für etwa fünf Monate. Ende November 2021 trat er seine Anteile an Dumpelnik ab. „Da ich unerwartet zum Vizebürgermeister von Klagenfurt gewählt wurde und mir dadurch die Zeit für eine Mitarbeit in der Gesellschaft gefehlt hat, habe ich mich vor Aufnahme der operativen Tätigkeit aus der Gesellschaft zurückgezogen“, sagt Liesnig.
„Die Beteiligung von Herrn Liesnig liegt über zwei Jahre zurück und kann schon daher keinen Bezug zum Verfahren um die Be- stellung zum Magistratsdirektor begründen“, meint Dumpelnik. Die Reihung für die Magistratsdirektorenauswahl habe eine hochkompetente Hearing-Kommission vorgenommen, deren Zusammensetzung von allen im Gemeinderat vertretenen Parteien vorgenommen wurde, so Liesnig.
Der mögliche Magistratsdirektor hält jetzt mit 50 Prozent die Mehrheit an der g.O.L.D. Consulting. 25 Prozent gehören Oblak. Für die anderen 25 Prozent der Firmenanteile holte man sich im Mai 2023 ei- nen neuen Mann: tacchio. Er ist auch Geschäfts- führer der g.O.L.D. Consulting. Eustacchio war von April 2017 bis November 2021 Vizebürgermeister von Graz, für die FPÖ. Nach Auffliegen eines Finanzskandals, es geht um missbräuchliche Verwendung von Parteifördergeld durch die damalige FPÖ-Graz-Spitze, trat Eustacchio aus der FPÖ aus. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen Untreue, Förderungsmissbrauch, Betrug und Veruntreuung.
Eustacchio, für ihn gilt die Unschuldsvermutung, hat sich beruflich selbstständig gemacht. Seine Firma residiert an der identen Anschrift wie die g.O.L.D Consulting. Eustacchio sei bei ihm vorübergehend in einer Bürogemeinschaft, sagte Dumpelnik im März 2022 zur Kleinen Zeitung: „Geschäftlich gibt es da sonst keinerlei Beziehung.“Das hat sich geändert. Dumpelnik findet nichts daran: „Herr Eustacchio ist meines Wissens seit über zwei Jahren kein aktiver Politiker und auch kein Mitglied der FPÖ mehr. Die Zusammenarbeit besteht auf fachlicher Basis.“
Sollte er Magistratsdirektor werden, werde er natürlich seine Geschäftsführerfunktionen zurücklegen, so Dumpelnik. Er ist auch Geschäftsführer in einer Immobilienund einer weiteren Beratungsfirma. Keine einzige hatte aber eine Geschäftsbeziehung mit der Stadt Klagenfurt, versichert Dumpelnik.