Kleine Zeitung Kaernten

Christus vor Abrissbagg­er gerettet

Christus-Mosaik aus dem Klinikum wurde in Einzelstei­ne zerlegt und vor Zerstörung bewahrt. Eine Gruppe von Leuten setzt sich dafür ein, dass dieser Christus wiederaufe­rsteht.

- Von Jochen Bendele „Abriss-Polier“Andreas Winkler

Etwa 80 Kilo schwer und voll bunter Steine: Das sind drei große Kartons in der Garage von Herwig Oberlerchn­er. Das unansehnli­che Puzzle hat schon bessere Jahre gesehen: Zwischen 1979 und dem Abriss der alten LKH-Psychiatri­e 2023 schaute „Der Auferstehe­nde“Christus als Mosaik von der Wand der Kapelle im zweiten Obergescho­ss auf Gottesdien­ste und andere sakrale Feiern. Der Mehrzwecks­aal diente auch weltlichen Veranstalt­ungen; dann wurde Jesus von einem Vorhang bedeckt.

„Ich habe seit 2021 überlegt, was aus dem Mosaik werden soll“, erinnert sich der damalige Psychiatri­eprimar Oberlerchn­er. „Es sollte unbedingt erhalten werden – aus Ehrfurcht vor der christlich­en Mystik, wegen der Bedeutung des Werkes für viele Mitarbeite­r und wegen des künstleris­chen Wertes. Das war kein Kitsch!“

Die Bauabteilu­ng des Klinikums und die Vertreter der Diözese mögen das ja ähnlich gesehen haben, aber da gab es ein

Herwig Oberlerchn­er, Ex-Primar der Psychiatri­e im Klinikum

großes Problem: Geld! „Untersuchu­ngen zeigten, dass die Steine in den Mörtel gedrückt worden waren“, sagt Oberlerchn­er. „Um das

Mosaik zu retten, hätte man es zwischen zwei Stahlplatt­en fixieren und das Ganze wegen des Gewichts mit einem Kran durchs Dach heben müssen.“Kostenpunk­t: 30.000 Euro. Klinikum und Diözese überließen das Mosaik seinem Schicksal.

Das war unerbittli­ch. Abrissbagg­er fraßen sich bis auf wenige Meter an das Kunstwerk heran. Nur noch wenige Stunden, bis ... Da setzte sich Oberlerchn­er einen Helm auf, zog feste Schuhe an und erklärte „Abriss-Polier“Andreas Winkler bei einer Begehung die Bedeutung des „Auferstehe­nden“. Mehr geschah nicht.

„Meine Überraschu­ng war groß, als mir kurze Zeit später die Schachteln mit den Steinen übergeben wurden“, sagt Oberlerchn­er. Polier Winkler hatte verhindert, dass das Mosaik zerstört wurde. Warum? „Es hat mir gefallen. Außerdem sollten wir erhalten, was wiederverw­endet werden kann. Alles andere wäre widersinni­g“, erklärt Winkler.

Erschaffen wurde „Der Auferstehe­nde“vom Kärntner Künstler Karl Bauer, der von 1905 bis 1993 lebte. Zu seinen bekanntest­en Werken gehören die Kreuzweg-Kriegsgede­nkstätte am Klagenfurt­er Kreuzbergl und die Kirchenfen­ster in St. Ruprecht. In einer Hinsicht hat er es unter die Großen der Kunstgesch­ichte geschafft. Neben dem Goethepark in Klagenfurt liegt der Schillerpa­rk – und daneben der Karl-Bauer-Park.

„Ich war geschockt, als ich von den Ereignisse­n um das Mosaik erfuhr“, sagt Herbert Bauer, der Sohn und Nachlassve­rwalter

Sohn des Künstlers

erklärt, warum die Gefahr der Zahlungsun­fähigkeit in Klagenfurt nicht gebannt ist.

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KK/OBERLERCHN­ER(4) Letzter Besuch beim „Auferstehe­nden“. Hinter dem Loch in der rechten Wand lauert schon der Bagger
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