Kleine Zeitung Kaernten

Sich von Optimismus leiten lassen

Wachhalten der Hoffnung hilft in Zeiten der Ungewisshe­it. Ostern, das Fest des Lebens, gibt es nicht ohne diese Erfahrung.

- Josef Marketz

rleichtert atmen wir auf, wenn sich Dinge im Leben zum Guten wenden. Die unmittelba­re Zeit davor ist meist von beklemmend­en Gefühlen geprägt, weil wir nicht wissen, wie es weitergehe­n soll. Was uns in Zeiten der Ungewisshe­it hilft, ist das Wachhalten der Hoffnung. Diese ermöglicht es uns erst, zu erahnen, zu erkennen und zu spüren, wo neues Leben aufbricht. Ostern, das Fest des Lebens, gibt es nicht ohne die Erfahrung der Ungewisshe­it.

Österlich zu leben, heißt für mich, sich von Optimismus leiten zu lassen. Das ist das Geheimnis der Osterbotsc­haft. Es gibt nichts in uns, was Gott nicht verwandeln wird. Es gibt keine Dunkelheit, in die nicht das Licht von Ostern reicht. Es gibt keine Erstarrung, die Gott nicht aufbricht zu neuer Lebendigke­it. Es gibt kein Scheitern, das Gott nicht zu einem neuen Anfang wandeln kann. Es gibt keinen Stein, der nicht weggewälzt, keine Fessel, die nicht gelöst werden wird. Und es gibt kein Grab, in dem nicht schon neues Leben aufblüht. ies sage ich ganz bewusst auch mit Blick auf die vielen Krisenherd­e, Unruhen und Auseinande­rsetzungen auf der ganzen Welt sowie mit Blick auf die vielen persönlich­en Nöte, Herausford­erungen und Krisen, mit denen so viele Menschen konfrontie­rt sind. Gott ist immer auf der Seite der Notleidend­en. Er ist der Mit-Leidende, er ist die Liebe. Gott ist hineinverw­oben in alles, was

EDlebt, in alles, was passiert. In diesem Gott der Liebe und des Lebens dürfen wir alle einen großen Trost sehen.

Zu Ostern dürfen wir mit gutem Recht Visionen haben. Das heißt, zu Ostern dürfen unsere Wünsche sich auch jenseits des scheinbar Möglichen bewegen. Ich habe den Wunsch, dass die Liebe Gottes auch nach dem Tod neues Leben hervorbrin­gt. Dass der Hass es nicht schaffen wird, Menschen auf Dauer zu trennen.

Ich hoffe auf die leidensübe­rwindende Liebe Gottes, die ihre Motivation und Kraft aus der Solidaritä­t Gottes mit den Leidenden schöpft. Ich erhoffe sie für die Menschen, die mitten im Krieg unendliche Kräfte für tätige Nächstenli­ebe entwickeln, und ich erhoffe sie für uns alle, damit wir Mitfühlend­e und solidarisc­h Handelnde bleiben und nicht in die Rolle des unbeteilig­ten Zuschauers fallen bei all dem, was wir an furchtbare­n Geschehnis­sen wahrnehmen. ott ist der Schöpfer, der auch in schweren Zeiten mit Liebe die Welt neu macht. Diese Hoffnung gibt mir Kraft und ist im Grunde das eigentlich­e Geheimnis von Ostern. So wünsche ich uns allen, dass durch die Feier von Ostern die optimistis­che Sicht auf die Welt sowie Hoffnung, Zuversicht und Vertrauen wieder gestärkt werden mögen.

Gist Bischof der Diözese Gurk-Klagenfurt.

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