Leicht schwebend in Schwere gewogen
Was heißt es, in den Wald zu gehen? Romana Egartner antwortet kunstvoll.
Seit 20 Jahren verwandelt sich die Filialkirche St. Peter/Šentpeter bei St. Jakob im Rosental/Šentjakob v Rožu um die Osterzeit in einen Ausstellungsraum mit zeitgenössischer Kunst. Nur ein paar Kilometer davon entfernt wuchs Romana Egartner auf und läutet mit schweren und leichten Gebilden den diesjährigen Kirchenkunstfrühling ein.
In einer Auseinandersetzung mit Maja Haderlaps „Engel des Vergessens“stellt sich die Künstlerin die Frage: „Was heißt es, in den Wald zu gehen?/Kaj se pravi iti v gozd?“Dieser war ihr in Kindheitstagen täglicher Spiel- wie Entdeckungsplatz und weckte mit seinen Pflanzen und Gewächsen langdauerndes Interesse – und durchdringt ihr Kunstschaffen vielfach sowohl als Bildhauerin, als Grafikerin sowie in Verbindung mit Wissenschaft. Es sind vor allem die symbiotisch wachsenden, sich an verschiedenste Gegebenheiten anpassenden Flechten, die die langjährige Assistentin von Brigitte Kowanz faszinieren. Solche bringt Egartner gleich am Kircheneingang durch ein belichtetes Bild in dreidimensionaler, blauschimmernder Pracht zum Strahlen.
Aber auch Steine verbreiten hier Licht, wie die glattpolierten, in abgerundeten Formen an den Wänden hängenden Marmorskulpturen zeigen. Sie wirken weich und warm; das harte, feste Material scheint im Wortsinn erleuchtet. Überhaupt oszilliert Egartner exzellent zwischen Schwere und Leichtigkeit, wenn sie Steinarbeiten feinstoffliche Papierkugeln gegenüber hängt und Flechten als Grafiken an der Wand schweben lässt. Die Kärntnerin arbeitet mit verschiedenen Werkstoffen – es geht ihr darum, „das passende Material für ihre Aussage zu finden“, wobei der Ausdruck im Vordergrund steht.
Beseelt sind aber alle Arbeiten von der Faszination der kleinen, versteckten Organismen des Waldes. So schaute die 39-Jährige bei den Flechten noch tiefer und wollte darin vorkommende Strukturen, sogenannte Soredien, sichtbar machen: Wie Kokons hängen diese traubenförmig vor der Apsis und verkörpern das Aufkeimen und Erwachen der Natur. Tina Perisutti Romana Egartner. Kirche St. Peter/Cerkev Šentpeter, bis 20. April, wochentags 18–20 Uhr, feiertags 10–20 Uhr