Schwarze Leere und heilende Mitte
Im Wortlaut: Henry Jesionkas KünstlerStatement zu seinem „Triduum paschale“.
n dem Trio von Panels, die das „Triduum paschale“visuell erzählen, entschied ich mich, eine Penrose-Grundstruktur zu verwenden. Ich möchte so die innere, spirituelle Entwicklung vom Karfreitag bis hin zum Ostersonntag zugänglich machen. Die Faszination der Penrose-Struktur liegt für mich darin, dass sie ohne Wiederholung des Musters eine Fläche gleichmäßig bedecken kann. Die scheinbar zufällige, aber gewiss nicht repetitive Qualität schafft eine faszinierende Gegenüberstellung von Ordnung im Chaos. Zu sehen ist strukturierte, einzigartig lebendige Geometrie. iese mathematische Außergewöhnlichkeit hat für unser Verständnis von Wirklichkeit, insbesondere in Quantenphysik und Kosmologie, besondere Bedeutung. Die Penrose-Struktur erscheint dynamisch instabil, ähnlich Regentropfen, die auf die glatte Oberfläche eines ruhigen Sees fallen. Die visuellen Sinne werden durch die Illusion von Bewegung und Tiefe fasziniert. Unendliche Vielfalt innerhalb eines eingeschränkten Regelsatzes, Symmetrie und Störungen in einem Medium verwoben. Weiters ist der visuelle Effekt tief mit der Art verbunden, wie menschliche Wahrnehmung Muster und
IDKomplexität interpretiert, vor allem da beide eine Form von Quasi-Periodizität und radialer Symmetrie aufweisen. Das Auge des Betrachters wird in ein dynamisches Zusammenspiel von Ordnung und Zufälligkeit verführt. m Panel zum Karfreitag ist die Penrose-Musterung Metapher für das Zerreißen des „Gewebes der Realität“, abstrakt repräsentiert durch das Zerreißen des Tempelvorhangs im Moment von Jesu Tod am Kreuz auf Golgota. as Panel zum Karsamstag porträtiert anschaulich Christi Abstieg in das Reich des Todes. Dies wird symbolisiert durch eine starke schwarze Leere, die durch das Geflecht der wahrnehmbaren Wirklichkeit gedrungen ist. m dritten Tag, am Ostersonntag, visualisiert die Grafik eine Facette der Wiederherstellung des zerstörten Gewebes durch Christi Auferstehung. Zentral für diese Darstellung ist seine Hauptwunde, aus der „Wasser und Blut hervorquollen“. Diese Wunde wird durch die Vesica piscis oder Mandorla dargestellt, eine Schnittmenge zweier Kreise als heilende Mitte. Seine lebensschaffende Energie, die wellenartig ausströmt, breitet sich in das Gewebe der Menschheit hinein aus.
IDA