Der Mars ist schon ein bisschen österreichisch
Das Österreichische Weltraum Forum probt mit der Mars-Simulation Amadee-24 in Armenien das größte Wagnis bemannter Raumfahrt.
Geheimnisvoller Roter Planet – er ist durchschnittlich 228 Millionen Kilometer von uns entfernt und doch wird er gerade auf unserer Erde nachgestellt: Im Rahmen der Mars-Simulation Amadee-24 des Österreichischen Weltraum Forums (ÖWF) verbringen sechs „Analog“-Astronautinnen und -Astronauten, zwei Frauen und vier Männer, gut drei Wochen in Armenien in marsähnlicher Umgebung. Ziel der noch bis 5. April dauernden Mission ist es, die Kooperation von Mensch und Maschine bei einer zukünftigen bemannten Marsexpedition schon jetzt zu proben. Insgesamt arbeiten etwa 250 Forschende aus 26 Nationen mit. Testen, was einmal sein wird.
soll wichtige Erkenntnisse für die astronautische Forschung liefern – warum aber gerade in Armenien? Der Teststandort in der Provinz Ararat im gebirgigen Kaukasus wurde aufgrund seiner geologischen und topografischen Ähnlichkeit mit dem Mars ausgewählt. Es gibt „die“perfekte Mars-Analoglandschaft auf der Erde nicht, daher müssen Anforderungsprofile an verschiedenen Orten, wie etwa marsähnlichen Wüsten, kombiniert werden. Der Südkaukasus hat passende geologische Strukturen.
ÖWF-Direktor Gernot Grömer umreißt im Interview, worum es unter österreichischer Führung geht: „Wir führen Experimente aus den Bereichen ‚Human Factors‘, Robotik und Geowissenschaften durch: von Geländekartografierung, Probenentnahme und Laboranalysen in der Basisstation bis hin zu psychologischen Aspekten und Lebenserhaltungssystemen.“Die Crew unter dem Kommando von Anika Mehlis deckt etwa Astrophysik, Biologie und Ingenieurswesen ab. Unabdingbar ist auch zwischenmenschliche Kompetenz. Trotz der Isolation, in der gearbeitet wird, vermeidet man Lagerkoller.
Von einem „Ausflug“könnte das Ganze nicht weiter entfernt sein, bestätigt der Astrophysiker:
„Die Crew folgt einem sorgfältig erarbeiteten ‚Flugplan‘ und hat Anforderungen und Stressfaktoren, wie sie auch bei einer zukünftigen Marsreise zu erwarten sind.“
stehen auch Raumanzug-Prototypen: Die „Aouda“-Modelle sind seit über 15 Jahren in Entwicklung und werden ständig verbessert – erstmals kommt eine spezielle Außenhülle zum Einsatz, wie sie vom von der neuen, analogen ÖWF„Marsmission“ ÖWF mit der European Space Agency (ESA) für Mond-Raumanzüge entwickelt wurden.
Spannend ist zudem die „Explorationskaskade“: Zuerst wird die Region mit Satellitenbildern und digitalen Höhenmodellen auf geowissenschaftlich lohnende Stellen analysiert. Dann schickt man Robotor als „Scouts“voraus, um zu vermessen oder die Gesteinsmineralogie zu untersuchen. Auch akademische Institutionen sind beteiligt – die TU Graz steuerte den „Mercator“-Rover bei. Das Gelände ist für ihn ein Härtetest.
Wann fliegen Menschen zum Mars? „Wenn man seriösen Einschätzungen Glauben schenken darf, ist es in den nächsten 20 bis 30 Jahren so weit – wenn der politische Wille da ist, auch schneller. Was ich für unrealistisch halte, sind die Prognosen von SpaceX (das Unternehmen von Elon Musk will bis Ende dieses Jahrzehnts Menschen dorthin schicken, Anmerkung)“, betont Grömer.
Weltweit ist als Vorbereitung für kommende Expeditionen ein erstaunlicher Trend zur Simulationsforschung zu sehen. Hätte die Wissenschaft nicht stets viele Schritte voraus- und weitergedacht, hätten die großen Missionen der Raumfahrtgeschichte nie stattgefunden.