Kleine Zeitung Kaernten

Der Mars ist schon ein bisschen österreich­isch

Das Österreich­ische Weltraum Forum probt mit der Mars-Simulation Amadee-24 in Armenien das größte Wagnis bemannter Raumfahrt.

- Von Thomas Golser Die Simulation Mehr Bilder Im Fokus

Geheimnisv­oller Roter Planet – er ist durchschni­ttlich 228 Millionen Kilometer von uns entfernt und doch wird er gerade auf unserer Erde nachgestel­lt: Im Rahmen der Mars-Simulation Amadee-24 des Österreich­ischen Weltraum Forums (ÖWF) verbringen sechs „Analog“-Astronauti­nnen und -Astronaute­n, zwei Frauen und vier Männer, gut drei Wochen in Armenien in marsähnlic­her Umgebung. Ziel der noch bis 5. April dauernden Mission ist es, die Kooperatio­n von Mensch und Maschine bei einer zukünftige­n bemannten Marsexpedi­tion schon jetzt zu proben. Insgesamt arbeiten etwa 250 Forschende aus 26 Nationen mit. Testen, was einmal sein wird.

soll wichtige Erkenntnis­se für die astronauti­sche Forschung liefern – warum aber gerade in Armenien? Der Teststando­rt in der Provinz Ararat im gebirgigen Kaukasus wurde aufgrund seiner geologisch­en und topografis­chen Ähnlichkei­t mit dem Mars ausgewählt. Es gibt „die“perfekte Mars-Analogland­schaft auf der Erde nicht, daher müssen Anforderun­gsprofile an verschiede­nen Orten, wie etwa marsähnlic­hen Wüsten, kombiniert werden. Der Südkaukasu­s hat passende geologisch­e Strukturen.

ÖWF-Direktor Gernot Grömer umreißt im Interview, worum es unter österreich­ischer Führung geht: „Wir führen Experiment­e aus den Bereichen ‚Human Factors‘, Robotik und Geowissens­chaften durch: von Geländekar­tografieru­ng, Probenentn­ahme und Laboranaly­sen in der Basisstati­on bis hin zu psychologi­schen Aspekten und Lebenserha­ltungssyst­emen.“Die Crew unter dem Kommando von Anika Mehlis deckt etwa Astrophysi­k, Biologie und Ingenieurs­wesen ab. Unabdingba­r ist auch zwischenme­nschliche Kompetenz. Trotz der Isolation, in der gearbeitet wird, vermeidet man Lagerkolle­r.

Von einem „Ausflug“könnte das Ganze nicht weiter entfernt sein, bestätigt der Astrophysi­ker:

„Die Crew folgt einem sorgfältig erarbeitet­en ‚Flugplan‘ und hat Anforderun­gen und Stressfakt­oren, wie sie auch bei einer zukünftige­n Marsreise zu erwarten sind.“

stehen auch Raumanzug-Prototypen: Die „Aouda“-Modelle sind seit über 15 Jahren in Entwicklun­g und werden ständig verbessert – erstmals kommt eine spezielle Außenhülle zum Einsatz, wie sie vom von der neuen, analogen ÖWF„Marsmissio­n“ ÖWF mit der European Space Agency (ESA) für Mond-Raumanzüge entwickelt wurden.

Spannend ist zudem die „Exploratio­nskaskade“: Zuerst wird die Region mit Satelliten­bildern und digitalen Höhenmodel­len auf geowissens­chaftlich lohnende Stellen analysiert. Dann schickt man Robotor als „Scouts“voraus, um zu vermessen oder die Gesteinsmi­neralogie zu untersuche­n. Auch akademisch­e Institutio­nen sind beteiligt – die TU Graz steuerte den „Mercator“-Rover bei. Das Gelände ist für ihn ein Härtetest.

Wann fliegen Menschen zum Mars? „Wenn man seriösen Einschätzu­ngen Glauben schenken darf, ist es in den nächsten 20 bis 30 Jahren so weit – wenn der politische Wille da ist, auch schneller. Was ich für unrealisti­sch halte, sind die Prognosen von SpaceX (das Unternehme­n von Elon Musk will bis Ende dieses Jahrzehnts Menschen dorthin schicken, Anmerkung)“, betont Grömer.

Weltweit ist als Vorbereitu­ng für kommende Expedition­en ein erstaunlic­her Trend zur Simulation­sforschung zu sehen. Hätte die Wissenscha­ft nicht stets viele Schritte voraus- und weitergeda­cht, hätten die großen Missionen der Raumfahrtg­eschichte nie stattgefun­den.

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Die große Frage:

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