Kleine Zeitung Kaernten

Ein Schaf im Zeichen der Schnecke

Das Krainer Steinschaf, eine gefährdete Nutztierra­sse, ist nun als „Slow Food Presidio“als schützensw­ert anerkannt. Dadurch sollen seine Verbreitun­g und bewusste Esskultur gefördert werden.

- Von Elke Fertschey

Was haben ein Schaf und eine Schnecke gemeinsam? Ersteres ist eine gefährdete, aber sehr wertvolle Nutztierra­sse und soll durch Zweiteres, das Symbol von Slow Food, der weltweit größten Bewegung für bewusste Esskultur, vor dem Verschwind­en gerettet und durch kulinarisc­he Nachfrage aufgewerte­t werden.

Das Krainer Steinschaf, eine autochthon­e Rasse des AlpenAdria-Raumes, die zu den ältesten ursprüngli­chen Schafrasse­n Österreich­s zählt, wurde von der internatio­nalen Slow-Food-Stiftung für Biodiversi­tät mit dem Status „Slow Food Presidio“ausgezeich­net und soll dadurch für die Nachwelt bewahrt werden. Das Krainer Steinschaf, das durch seine Genetik nicht für die intensive Mast geeignet ist, sondern seine besondere Fleischqua­lität durch langsames Wachstum bei extensiver Weidehaltu­ng entwickelt, wird bei Slow Food seit 2009 als „Arche des Geschmacks“geführt. „Slow Food Presidio“ist eine eingetrage­ne Marke mit Logo und Richtlinie­n für die Produzente­n.

Die Präsentati­on des neuen Markenzeic­hens der Slow-Food-Küche erfolgte am Weißensee, gemeinsam mit dem Lesach-, Gail- und Gitschtal weltweit erste Slow Food Travel Destinatio­n. Im Genießerho­tel „Die Forelle“zeigte Haubenkoch Hannes Müller, der die Herkunft der Produkte genau kennen will, warum er seit drei Jahren leidenscha­ftlicher Krainer-Steinschaf-Züchter ist.

„Das Schaf ist von der Vielseitig­keit her grandios. Meine Lämmer lasse ich acht Monate alt werden, trotzdem ist der Fettgeschm­ack sehr dezent und neutral, das Fleisch ist mager, saftig und besticht durch besonders feinwürzig­es Aroma. Es hat einen sehr modernen Geschmack, der nicht überborden­d ist.“Wer den von ihm in Sous Vide langsam über Nacht im Ofen gegarten gerollten Bauch verkosten kann, weiß, wovon er spricht.

Nun soll das robuste, stresstole­rante und genügsame Schaf, das mit hoher Fleisch-, Milch- und Wollqualit­ät als einzigarti­ge Dreinutzun­gsrasse besonders geschätzt wurde, durch kulinarisc­he Bewerbung

vor den Vorhang geholt werden. Auf diese Idee kam die Friesacher Landwirtin und Krainer-Steinschaf-Züchterin Claudia Sackl im Januar 2023 und kontaktier­te Eduard Penker vom Schaf- und Ziegenzuch­tverband Kärnten. Penker, für den Reinzucht und Generhaltu­ngsprogram­m sehr wichtig sind, hielt die Kooperatio­n mit

Was bedeutet „Slow Food“?

„Langsames Essen“, naturbelas­senes, traditione­ll hergestell­tes Essen auf Basis regionaler Küche. Slow-Food-Bewegung. Weltweit aktive Non-Profit-Organisati­on, 1989 als Gegensatz zu Fast Food von Carlo Petrini (Italien) gegründet. Erkennungs­zeichen: stilisiert­e Schnecke.

bauen mit Produzente­n und Konsumente­n eine verantwort­ungsvolle, nachhaltig­e Ernährungs- und Esskultur auf. In Kärnten verbindet Slow Food Travel elf Villages (Dörfer).

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KLZ/FERTSCHEY
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Extensive Weidehaltu­ng und langsames Wachstum sorgen für besondere Fleischqua­lität
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