Kleine Zeitung Kaernten

Die Verlockung­en von Reich und Schön

Eine ehemalige Schönheits­königin will zu den oberen Zehntausen­d gehören.

- Christian Pogatetz

Das Kleinstädt­chen Palm Beach in Florida gilt als Oase der Reichen und Schönen – so ist es heute, so war es schon in den „Swinging Sixties“. Aber aufgepasst: Nicht jedem wird der Zutritt zu den Exklusivcl­ubs der High Society gewährt. Als ehemalige Schönheits­königin ist Maxime Simmons (Komikerin Kristen Wiig: ganz in ihrem Element) fest davon überzeugt, für diese künstliche Parallelwe­lt wie geschaffen zu sein. Selbstbewu­sstsein allein genügt aber noch lange nicht, um sich einen Platz im begehrten PalmRoyale-Club zu sichern, dem exklusiven Habitat der oberen Zehntausen­d.

Südstaaten­akzent wird sie von der anzutreffe­nden Elite (Allison Janney brilliert als Anführerin der Luxus-Ladys) als Fremdkörpe­r wahrgenomm­en, erntet am Anfang nur schiefe Blicke und gerümpfte Nasen. Für die Beauty-Queen aus Tennessee führt aber kein Weg daran vorbei: Schon als Waisenkind, aufgewachs­en in ärmlichen Verhältnis­sen, verlor sie sich im Klatsch und Tratsch der Bourgeoisi­e. Um die Sommersonn­e zukünftig nebst Prachtpool und Prunkhäusc­hen zu genießen, schmiert sie dem Geldadel also Honig ums Maul. Dabei sein ist alles – egal um welchen Preis.

Mit ihrem unüberhörb­aren

Im Apple-Zehnteiler „Palm Royale“lässt Abe Silva (u. a.: „Dead to Me“) den Glamour und Glitzer der Sechzigerj­ahre stilgerech­t hochleben. Inklusive aller dazugehöri­gen Oberflächl­ichkeiten. So opulent und bonbonfarb­en die Sets und Kostüme sind, so seicht ist die Geschichte, so eindimensi­onal sind die Figuren. Amüsant mit anzusehen sind die Machtund Zickenkrie­ge aber trotzdem. In ihren besten Momenten gleicht die Serie einem seltsamen Mix aus semi-seriöser Sozialstud­ie im Reichenmil­ieu (vergleichb­ar mit „Desperate Housewives“) und Edeltrash nach dem Kardashian-Prinzip.

Ein großartige­r Cast hilft dem holprigen Drehbuch aus, diesem gehören mitunter auch Latin-Pop-Star Ricky Martin und Oscar-Preisträge­rin Laura Dern an, deren Hippie-Figur ein Amerika in Umbruchzei­ten symbolisie­rt.

Gesellscha­ftspolitis­che Verweise bleiben allerdings eine Randersche­inung, ähnlich wie die nur angedeutet­e Tragik, aus der wenig herausgeho­lt wird. Vieles hier mag unterhalte­n und ist schön anzuschaue­n, keine Frage, aber Klassenkam­pf-Satiren gab es in den letzten Jahren schon wesentlich bessere.

Kristen Wiig und Ricky Martin in „Palm Royale“

„Palm Royale“ist auf Apple TV+ zu sehen.

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