Kleine Zeitung Kaernten

„Wir wollen das Festival

Claudia Slanar und Dominik Kamalzadeh über ihre erste Diagonale, den Eigensinn des österreich­ischen Kinos und Graz.

- Von Julia Schafferho­fer

Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Diagonale? CLAUDIA SLANAR:

Es war 1998. Wir waren über den Lehrgang „Film- und Geisteswis­senschafte­n“der Uni Wien eingeladen, dort haben wir uns kennengele­rnt. Ich habe mich irrsinnig gefreut, dass ich zu diesem Filmfestiv­al fahren darf; mit Akkreditie­rung.

Es war die erste Diagonale in Graz; seitdem sind wir dabei. Wir sind „Diagonale Natives“.

DOMINIK KAMALZADEH:

Es war sehr belebt.

SLANAR: Am Donnerstag eröffnen Sie Ihre erste Diagonale. Wie blicken Sie darauf? KAMALZADEH:

Mit Vorfreude. Es ist eine neue Erfahrung, diese Vorfreude und unsere Programme zu teilen und zu schauen, wie diese funktionie­ren, was vom Publikum zurückkomm­t. Hinzu kommt der soziale Aspekt, dass man mit jedem Film neue Leute kontaktier­t, die auch das Festival besuchen werden. Dieser Austausch ist echt etwas Schönes.

Als Neo-Festivalma­chende: Wie ist Ihr Blick auf den Kulturstan­dort Graz? SLANAR:

Wir waren sehr oft da, haben andere Festivals und Eröffnunge­n besucht. Zu sehen, wie sehr Graz eine Festivalst­adt ist und wie selbstvers­tändlich diese in ein reichhalti­ges Kulturlebe­n eingebette­t sind, war bis zu einem gewissen Grad eine Überraschu­ng – eine großartige.

Sundance Film Festival, Berlinale, Rotterdam: Sie können sich heuer bei Festivals bedienen. Wie

Der österreich­ische Film wird immer internatio­naler, nicht zuletzt durch die Förderprog­ramme und Koprodukti­onen. Wir sehen den österreich­ischen Film in einem gesamteuro­päischen Zusammenha­ng und wollen das Festival stärker öffnen. Nicht nur, was die Filme betrifft, sondern in Hinblick auf die Branche, Positionen und Themen. Der deutsche Filmema

SLANAR:

cher und Mitbegründ­er der Zeitschrif­t „Revolver“, Christoph Hochhäusle­r, ist unsere erste internatio­nale Position. Es kann auch einmal ein Kollektiv sein oder ein Thema.

Zu den Personen

geb. 1973 in Wien, Studium der Theater- und Filmwissen­schaft. Seit 1998 Filmkritik­er bei „Der Standard“sowie kolik.film. Kurator, Autor.

geb. 1972 in Wien, Studium der Kunstgesch­ichte, Aesthetics and Politics und Creative Writing am California Institute of the Arts. Programmie­rte das Blickle Kino, Kuratorin, Dozentin, Autorin, Mitherausg­eberin.

das österreich­ische Kino ausmacht, gehört bewahrt. Das ist ein Alleinstel­lungsmerkm­al, das internatio­nal wertgeschä­tzt wird.

#MeToo-Fälle, Debatten über Arbeitsbed­ingungen am Set, Post-Pandemie-Probleme: Wie geht es dem österreich­ischen Film 2024? SLANAR:

Es gibt einen Kulturwand­el und einen Paradigmen­wechsel: Missbrauch­sfälle werden tatsächlic­h angesproch­en, die Kultur des Wegschauen­s wird weniger. Der österreich­ische Film ist in ein größeres kulturelle­s Feld eingebette­t, in dem das immer weniger toleriert wird.

In der Filmbranch­e sind wichtige Schritte erfolgt; vielleicht mehr als in anderen Branchen. Es gibt Kinderschu­tzkonzepte, den „Code of Ethics“über das Verhalten am Set. Wenn man sich die jüngste NDR-Doku ansieht, wird auch vieles unter dem Schlagwort Film über einen Kamm geschert, auch wenn es am Theater passiert oder im Fernsehen.

KAMALZADEH: Grotesken und Satiren. Macht das das österreich­ische Kino auch aus, mit Humor auf die Gegenwart zu reagieren? KAMALZADEH:

Es gibt auf jeden Fall eine gewisse Tendenz, sich auch mit satirische­n, humorbeton­ten Mitteln von der Schwere des Daseins sowie der politische­n und gesellscha­ftlichen Zwangslage­n zu befreien. Man sieht an den Filmen, dass es um gravitätis­che Themen geht. Bei Daniel Hoesl und Julia Niemann („Veni Vidi Vici“) beispielsw­eise um eine Finanzelit­e, die sich einkapselt und glaubt, sich alles erlauben zu können.

Und wie würden Sie denn einem Kind oder einem Außerirdis­chen das österreich­ische Kino erklären? SLANAR:

Ich würde ihnen unser Kinderkino zeigen – „Neue Geschichte­n vom Franz“und das eigene Kurzfilm-Programm, das neben Animations­filmen und Musikvideo­s auch Filme enthält, die sich mit Landschaft und Natur auseinande­rsetzen.

Man könnte auch sagen: Schau dir die beiden Filme mit Birgit Minichmayr an! Dann erhält man einen Eindruck, wie der österreich­ische Humor und Eigensinn funktionie­ren. Die Melancholi­e, die aus „Andrea lässt sich scheiden“spricht, die dann mit schön subtilem Humor abgefedert wird; fast Kaurismäki-haft.

In „Mit einem Tiger schlafen“von Anja Salomonowi­tz ist Minichmayr eine österreich­ische Künstlerin, die sich mit viel Insistenz gegen den männlich dominierte­n Kunstbetri­eb zur Wehr setzt, aber sehr individuel­l bleibt – sie tritt nicht als ParadeFemi­nistin auf, sondern agiert mit einem gewachsene­n Grant.

KAMALZADEH:

KABARETT/KLEINKUNST

KLAGENFURT. Das „Teater Rampa" präsentier­t das Kabarettst­ück „Realisti" von Jure Karas. Veranstalt­ungszentru­m iKult, Südbahngür­tel 24, 19.30 Uhr. Bis 3. 4.

Tel. 0660-831 64 2 wwwikult.at

VORTRAG/DISKUSSION

VILLACH. „Naturgefah­r Hochwasser.“Präsentati­on des Hochwasser­schutz-Projektes durch Baureferen­t Harald Sobe. lebensRAUM, Postgasse 6, 18 Uhr. Anmeldung unter villach.at/hws

WISSEN

KLAGENFURT. Der Naturwisse­nschaftlic­he Verein lädt zum Kärntner Entomologi­e-Treff. Landesmuse­um, Museumgass­e 2, 18 Uhr.

Tel. (050) 536 305 74 www.naturwisse­nschaft-ktn.at KLAGENFURT. Monatstref­fen der Fachgruppe Karst-und Höhlenkund­e. Gasthaus Schlosswir­t, St. Veiter Straße 247, 19 Uhr.

www.naturwisse­nschaft-ktn.at

ONLINE

KLAGENFURT. Im Rahmen der Reihe „Künstliche Intelligen­z“spricht Martina Gaisch zum Thema „Bewusstsei­nsbildung zu KI-Ethik und Fake News stärken“. Online, 14 bis 16.30 Uhr. www.online.wkoe.at

LITERATUR

WOLFSBERG. Andersen-Tag. Gratis-Entlehnung von Kinderund Jugendbüch­ern. Stadtbüche­rei, 9 bis 16 Uhr. KLAGENFURT. Toxische Pommes präsentier­t ihren Roman „Ein schönes Ausländerk­ind.“Heyn, Kramergass­e, 19 Uhr. www.heyn.at

Die Liste

1. Robert Kratky: Ö 3-Moderator, 443.894 Euro Jahresgeha­lt, 8500 Euro Nebeneinkü­nfte/Monat

2. Pius Strobl: Projektman­ager, 425.677 Euro Jahresgeha­lt, 2500 Euro Nebeneinkü­nfte/Monat

Generaldir­ektor, 425.000 Euro Jahresgeha­lt

4. Peter Schöber: Hauptabtei­lungsleite­r, ORF III-Geschäftsf­ührer, 283.292 Euro Jahresgeha­lt

5. Eva Schindlaue­r: Kaufmännis­che Direktion, 279.972 Euro

6. Harald Kräuter: Technische­r Direktor, 270.270 Euro

6. Stefanie Groiss-Horowitz:

Programmdi­rektorin, 270.270 Euro Jahresgeha­lt Radiodirek­torin, 270.270 Euro Jahresgeha­lt GF ORF

3, 260.276 Jahresgeha­lt

9. Kathrin Zierhut-Kunz:

GF ORS, 256.572 Euro Jahresgeha­lt

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Seit dem Beginn des Ukrainekri­eges ist die Nato medial dauerpräse­nt. Am Donnerstag feiert das Militärbün­dnis seinen 75. Geburtstag. Diese Doku blickt zurück auf die Notwendigk­eit ihrer Gründung und erklärt, was beim sogenannte­n Bündnisfal­l zu geschehen hat. Was passiert im Cyber-Defence-Zentrum der Nato und was im Hauptquart­ier in Brüssel? Experten und Militärs setzten sich überdies mit der Zukunft des Bündnisses auseinande­r.

Das Lachen und das Unbewusste. Ö 1, 9.05 bis 9.30 Uhr. Er kann herrlich befreiend sein, kommt leider viel zu selten und bringt so manches Umfeld auf die Palme – der Lachanfall! Schon der Psychoanal­ytiker Sigmund Freud hat sich damit eingehend beschäftig­t.

Die Psychologi­e des Alterns. Podcast. Älter wird man bekanntlic­h von ganz allein, doch wie kann man erfolgreic­h altern und was ist dazu nötig? Der Alterungsf­orscher Hans-Werner Stahl spricht darüber, wie das Altern heute funktionie­rt. Spotify oder www.swr.de/ swr2/wissen.

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internatio­nal ist der heimische Film und wie internatio­nal soll die Diagonale werden?
 ?? DIAGONALE/ MIRIAM RANEBURGER ?? Premiere für die neue Diagonale-Leitung: Claudia Slanar, Dominik Kamalzadeh
DIAGONALE/ MIRIAM RANEBURGER Premiere für die neue Diagonale-Leitung: Claudia Slanar, Dominik Kamalzadeh
 ?? DEUTSCHE KINEMATHEK ?? Filmgeschi­chte: „3 x Mädchen in Uniform“– hier aus dem Jahr 1958 mit Romy Schneider
DEUTSCHE KINEMATHEK Filmgeschi­chte: „3 x Mädchen in Uniform“– hier aus dem Jahr 1958 mit Romy Schneider
 ?? GÜNTER JAGOUTZ ?? ke-Eigenprodu­ktion „Manker | Unruhe“mit Gernot Piff
GÜNTER JAGOUTZ ke-Eigenprodu­ktion „Manker | Unruhe“mit Gernot Piff
 ?? ORF ?? Verdient 443.894 Euro pro Jahr: Robert Kratky 3. Roland Weißmann: 6. Ingrid Thurnher: 10. Michael Wagenhofer:
ORF Verdient 443.894 Euro pro Jahr: Robert Kratky 3. Roland Weißmann: 6. Ingrid Thurnher: 10. Michael Wagenhofer:
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