Kleine Zeitung Kaernten

Als die FPÖ für Nato-Beitritt war

Wenn es politisch opportun war, waren FPÖ, ÖVP, SPÖ schon einmal für Beitritt.

- Michael Jungwirth

onventione­lle Kriege sind in Europa wieder möglich geworden“, ist in dem dreiseitig­en Papier nachzulese­n. „Sicherheit­spolitisch­e Trittbrett­fahrer“werden von niemandem in Europa geduldet. „Die Notwendigk­eit zur Beibehaltu­ng der Neutralitä­t kann klar verneint werden.“Mit dem EUBeitritt sei die Neutralitä­t „de facto nicht mehr existent.“Österreich sollte „umgehend“in Verhandlun­gen mit der Nato treten, damit ein Beitritt zum „frühestmög­lichen Zeitpunkt stattfinde­n“könne.

Das Papier stammt nicht von Militarist­en oder vermeintli­ch weltfremde­n Sicherheit­sstrategie­n, sondern trägt die Unterschri­ft von neun FPÖAbgeord­neten, angeführt von FPÖ-Chef Jörg Haider. Datiert ist der Antrag mit 14. März 1994, Adressat ist der Nationalra­t. In Österreich waren schon alle Großpartei­en bereits einmal für den Beitritt zur Nato, zunächst die FPÖ, dann vor allem die ÖVP unter Parteichef Wolfgang Schüssel, auch der spätere SPÖ-Klubobmann Josef Cap (im Juli 1996). Sobald die Mitgliedsc­haft in der Allianz politisch nicht mehr opportun war, wurde die

KForderung wieder ad acta gelegt.

Im Vorfeld der ersten NatoErweit­erung im Jahr 1999 drängte die ÖVP auf einen Beitritt, die SPÖ legte sich schließlic­h und endlich quer, der großkoalit­ionäre Zwist mündete in einen Optionenbe­richt, die Mitgliedsc­haft wurde auf die lange Bank geschoben. Heute wollen weder ÖVP noch FPÖ noch SPÖ etwas von einer Mitgliedsc­haft wissen.

Österreich ist seit fast 30 Jahren mit der Nato verzahnt. Seit dem Beitritt zur Partnersch­aft für den Frieden (PFP) unterhält die Regierung ein Verbindung­sbüro im Hauptquart­ier. In den Neunzigern nahm das Bundesheer erstmals an gemeinsame­n Manövern teil. Die Zäsur folgte 1999: Seit damals ist das Bundesheer im Rahmen des KFOREinsat­zes im Kosovo tätig – unter Nato-Kommando. Im Mittelpunk­t der PFP steht die Interopera­bilität zwischen den Truppen: dass Bundesheer und Nato etwa dieselben Funksystem­e benutzen, bei der Munition dasselbe Kaliber verwendet wird, die Einfüllstu­tzen bei den Hubschraub­ern ident sind.

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