Ein Mann beißt sich durch
Stefan Raab (57) steigt in den Ring. Wieder einmal.
atürlich hat jeder an einen Aprilscherz gedacht, als Stefan Raab ankündigte, dass er für einen Boxkampf mit Ex-Weltmeisterin Regina Halmich seine Fernsehabstinenz beenden würde. Im September will der ehemalige Showmaster und Spaßmacher nochmals gegen die ehemalige Sportlerin antreten. Zwei Mal wurde er schon furchtbar verprügelt, aber
Raab war immer schon der Weltmeister darin, auch das Scheitern zum Erfolg zu machen.
Der 1966 in Köln geborene Raab begann als Spaßmacher und Musikparodist, mutierte zum Showmaster und Musikproduzenten und erfand eine Reihe von Spaßevents. Von den Anfangsjahren abgesehen, war er spätestens ab zirka 2000 der König Midas des Privatfernsehens. Niemand in Deutschland hat ein solches Gespür für das gehabt, was die Leute sehen wollen. Ironisch bis an die Grenze der Gehässigkeit, hatte Raab aber nie die Gabe der Leichtigkeit. Von der Grandezza eines Harald Schmidt ganz zu
Nschweigen. Alles, was er machte, wirkte verbissen, angestrengt. Der gelernte Fleischer Raab war ein Mann aus dem Volk, einer der sich hochgekämpft hatte, um das Establishment mit wohlfeiler Satire zu ärgern. Sein Image nutzte er für sein Meisterwerk „Schlag den Raab“. Eine Spielshow, die bis zu sechs Stunden an den Fernseher fesselte, in der er gegen einen Publikumskandidaten mit absurder Verbissenheit um den Sieg kämpfte. Dass das Format von seiner Persönlichkeit lebte, zeigte sich, als Raab sich zu alt für die Show fühlte und zurücktrat. Das eigentlich Unterhaltsame an der Show war einzig Raabs Ehrgeiz.
Er gewann mit Lena den Song Contest und machte sogar das Rodeln auf Kochgeschirr zum Erfolg. Ein Raab schafft alles. 2015 zog er sich vom TV zurück, sein Privatleben hat er immer aus der Öffentlichkeit gehalten. Ob der Boxkampf Zeichen für ein Comeback ist? Schwer zu sagen. Raab ist selbst das zuzutrauen.
Die Meinung in diesem Gastkommentar muss sich nicht mit jener der Redaktion decken.