Wale werden zu juristischen Personen
Neuseelands Māori wollen nun gemeinsam mit anderen indigenen Gruppen den Walen rechtlichen Schutz geben.
iele Indigene pflegen eine enge Beziehung zur Natur. In ganz Polynesien gelten Wale als heilig. Die Geschichten der Māori in Neuseeland erzählen davon, wie Wale – oder Tohorā, wie die Ureinwohner sie nennen – ihre Vorfahren über den Pazifik führten. Deswegen verstehen sich indigene Gruppen als ihre Beschützer.
Diesen Schutz wollen die Indigenen aus Neuseeland, Tahiti und den Cookinseln nochmals stärken: Jüngst unterzeichneten sie eine Erklärung, die Wale als juristische Personen anerkennt. An der Zeremonie, die auf Rarotonga, der größten der Cookinseln, stattfand, nahmen neben dem Māori-König Tūheitia Potatau te Wherowhero VII. Stammesführer aus Tahiti und den Cookinseln teil. Der MāoriKönig betonte, dass der Vertrag „nicht nur aus Worten auf dem
VPapier besteht“. Er verglich ihn mit einem „Schutzumhang für unsere prächtigen Wale“.
erklärte Aperahama Edwards, Anführer des indigenen Stammes Ngāti Wai, warum man sich dafür einsetzt, Wale als juristische Personen zu behandeln: Dies würde den indigenen Stämmen „die Autorität über ihre Ozeane zurückgeben“, indigene Gemeinschaften unterstützen und eine langfristige Klimaresilienz schaffen. In der aktuellen Erklärung des MāoriKönigs hieß es, dass nicht-nachhaltige Praktiken, Umweltverschmutzung, Klimawandel und die Zerstörung des Lebensraumes die Tiere bedrohten. Von den acht Walspezien, die im Pazifik leben, sind fünf gefährdet.
Obwohl pazifische Inselstaaten schon Walschutzgebiete in ihren Gewässern geschaffen haben, hoffen Naturschützer, dass die Vereinbarung Druck auf die Regierungen ausüben wird, die Initiative gesetzlich zu verankern und den Schutz der Wale nochmals zu erhöhen. In Neuseeland haben Ureinwohner in der Vergangenheit schon ähnliche Konzepte durchsetzen können: So wird die Region Te Urewera seit 2014 wie ein Bürger behandelt, 2017 erhielt der Whanganui River das Personenrecht.
Hintergrund ist der Glaube der Ureinwohner, der Menschen auf eine Stufe mit der Natur stellt – seien es Wälder, Flüsse, Berge, Seen oder das Meer. Die Erde – Papatūānuku – ist die große Mutter, die all dies, inklusive Menschen und Tiere, geboren hat. Diese Weltanschauung bildet die Basis für die Entscheidung von Neuseelands Regierung, eine Region oder einen Berg wie Bürger zu behandeln.