Kleine Zeitung Kaernten

Immer mehr Opfer bei Millionenb­etrug

Ex-Bankberate­r der Kundengeld­er in Millionenh­öhe veruntreut haben soll, schweigt zu allen Vorwürfen.

- Von Jochen Habich

er Kriminalfa­ll um einen mittlerwei­le entlassene­n Bankberate­r (53) aus Villach weitet sich aus. Wie berichtet, steht der 53-Jährige im Verdacht, Kunden, die bei ihm Geld in Wertpapier­en angelegt haben, betrogen zu haben. Der Mann wurde festgenomm­en, am Dienstag wurde die Untersuchu­ngshaft bis Ende Mai verlängert. Die Staatsanwa­ltschaft (StA) Klagenfurt ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts der Untreue und des Betrugs. Es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Während der Beschuldig­te „bislang keine Angaben macht“, so StA-Sprecher Markus Kitz, steigt die Zahl der Geschädigt­en. Zwar sind bei der Staatsanwa­ltschaft „erst“fünf Fälle und ein Schaden „von mehr als 300.000 Euro“aktenkundi­g, doch Markus Prett geht von deutlichen mehr Betrugsopf­ern und einer höheren Schadenssu­mme aus. Der Villacher Anwalt vertritt derzeit drei Geschädigt­e, die angeben, um insgesamt rund 2,65 Millionen Euro betrogen worden zu sein. „Ich rechne damit, dass sich weitere Personen melden“, sagt Prett. Viele würden wohl erst durch die Berichters­tattung draufkomme­n, dass es sich um

D„ihren“Bankberate­r handelt. „Sie haben noch keine Anzeige erstattet oder warten ab, wie die strafrecht­lichen Ermittlung­en verlaufen.“Prett geht von bislang 15 Geschädigt­en und einer „Schadenssu­mme im zweistelli­gen Millionenb­ereich“aus.

Das Vorgehen des mutmaßlich­en Millionenb­etrügers war laut Prett meist ähnlich: Der 53Jährige hat vor allem ältere Menschen dazu gebracht, ihr Vermögen bei ihm zu veranlagen. Menschen, die seit Jahrzehnte­n Kunden beim Geldinstit­ut waren und dem Mitarbeite­r vertraut haben. „Das sind keine Spekulante­n, die rasch viel Geld machen wollten. Sondern Menschen,

die ihr erarbeitet­es und erspartes Vermögen bei der Bank ihres Vertrauens angelegt haben“, sagt Prett. Ältere Kunden, die keinen Wert auf Onlinebank­ing gelegt haben und die daher gerne zum Beschuldig­ten in die Bankfilial­e gekommen sind, um sich die Kontoauszü­ge persönlich abzuholen. Dass die Auszüge vermutlich seit Jahren gefälscht waren, haben die Bankkunden erst jetzt erfahren, als das Geld weg war. Der Bankberate­r hatte ihre Konten teilweise vor Jahren aufgelöst, ohne Wissen der Kunden. Sofern es solche Wertpapier­konten gegeben hat.

Die Geschädigt­en haben dem Geldinstit­ut und dessen Mitarbeite­r vertraut.

Ob der 53-Jährige von Anfang an eine Betrugsabs­icht hatte oder ob er die Beträge verspekuli­ert hat, muss ebenso geklärt werden, wie die Frage: Wo ist das Geld? Entscheide­nd für den tatsächlic­hen Schaden werde laut Staatsanwa­ltschaft auch sein, ob die Kunden einer hochriskan­ten Veranlagun­g – mit entspreche­nden möglichen Verlusten – zugestimmt haben oder nicht. „Ist das rein theoretisc­h der Fall, könnte der Beschuldig­te in solchen Fällen straffrei bleiben“, sagt Kitz. „Ist das nicht so, wird es wohl eine brutal hohe Schadenssu­mme geben.“

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