Kleine Zeitung Kaernten

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Warum ist eine Ver3schärf­ung des Spionagepa­ragrafen überhaupt notwendig?

- Thomas Riegler,

Justizmini­sterin Alma Zadić (Grüne) hat eine Verschärfu­ng des Spionagepa­ragrafen angekündig­t. Derzeit bestimmt der Paragraf 256 des Strafgeset­zbuchs, dass, „wer zum Nachteil der Republik Österreich einen geheimen Nachrichte­ndienst einrichtet oder betreibt oder einen solchen Nachrichte­ndienst wie immer unterstütz­t, mit Freiheitss­trafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren zu bestrafen ist“. Künftig soll Spionage von ausländisc­hen Nachrichte­ndiensten auch strafbar sein, wenn andere Staaten oder internatio­nale Organisati­onen ausgekunds­chaftet werden. Die ÖVP unterstütz­t dies grundsätzl­ich, wünscht sich aber ein größeres Paket, das auch die Möglichkei­ten der Ermittler erweitert.

Die bestehende Regelung steht schon länger in der Kritik. Die nun Wellen schlagende­n Details der Affäre rund um den Kärntner Ex-Verfassung­sschützer Egisto Ott und dessen mutmaßlich­e Spionagetä­tigkeit für Russland zwingt die türkisgrün­e Bundesregi­erung nun zum Handeln. In den vergangene­n Jahren hätten sich immer mehr Staaten nicht mehr an die stillschwe­igende Übereinkun­ft gehalten, ihr Gastrecht in Österreich nicht über Gebühr zu strapazier­en und bei ihrer nachrichte­ndienstlic­hen Tätigkeit die Interessen der Republik zu respektier­en. Dazu zählt der Experte neben Russland auch China, die Türkei, den Iran sowie Nordkorea.

geboren 1977, ist Zeithistor­iker in Wien. Er ist einer der profiliert­esten Experten für Geheimdien­ste und Terrorismu­s. Er forscht auch am Austrian Center for Intelligen­ce, Propaganda and Security Studies (ACIPSS) der Karl-Franzens-Universitä­t Graz.

Nicht unbedingt. Riegler vermutet, dass es sich bei den präsentier­ten Eckpunkten vorerst einmal um einen Schnellsch­uss des Justizmini­s- teriums handelt, der aber wohl noch im Detail zwischen ÖVP und Grünen verhandelt werden muss. Darüber hinaus gibt er zu bedenken, dass es am Ende auch eine entspreche­nde Spionageab­wehr

benötige, die in der Lage ist, das Gesetz auch umzusetzen. So pocht das türkise Innenminis­terium auf eine Ausweitung der technische­n Möglichkei­ten für die Ermittlung­sbehörden, allen voran einen Zugriff auf Messengerd­ienste. Zudem stelle sich die Frage von Sanktionen im Falle von Gesetzesüb­erschreitu­ngen, was womöglich zu Konflikten mit sehr mächtigen Staaten führen könne.

Für Riegler handelt es sich, gerade wegen der internatio­nalen Dimensione­n, um einen der größten Spionagefä­lle in Österreich. Hier seien eben nicht nur die eigenen Geheimniss­e von einem Staat ausgeforsc­ht, sondern Geheimniss­e Dritter über Österreich abgesaugt worden. Das Land habe sich „als eines der schwachen Glieder“in der EU erwiesen.

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