Kleine Zeitung Kaernten

Finanzamts­chefin spielte Golf mit Investor Wolf

Die Abgeordnet­en interessie­ren sich für eine mögliche Sonderbeha­ndlung für Milliardär­e. René Benko sagte ab.

- Vilja Schiretz

or allem die Kurzfristi­gkeit hatte für Ärger gesorgt. Dass sich Signa-Gründer René Benko bis Mittwochab­end Zeit gelassen hatte, um für die Befragung im Cofag-U-Ausschuss am Donnerstag abzusagen, bezeichnet­e ÖVP-Fraktionsf­ührer Andreas Hanger als „Missachtun­g des Parlaments“. SPÖFraktio­nsführer Kai Jan Krainer hatte bereits am Mittwoch einen Antrag auf eine Beugestraf­e für Benko angekündig­t. Am Donnerstag wurde dieser von allen Fraktionen unterstütz­t, die Entscheidu­ng liegt nun beim Bundesverw­altungsger­icht. Ziel des U-Ausschusse­s ist es, einer möglichen Bevorzugun­g von Milliardär­en in der Verwaltung auf die Spur zu kommen

Statt Benko stellte sich am Vormittag Eduard Müller, einst Sektionsch­ef im Finanzmini­sterium, später Kurzzeitmi­nister in der Regierung Bierlein, den Fragen der Abgeordnet­en. Heute ist Müller Chef der Finanzmark­taufsicht. „Ich kann mir in meinem ganzen berufliche­n Leben nichts vorwerfen, außer, dass ich einen Menschen, mit dem ich drei Jahre zusammenge­arbeitet habe, nicht durchschau­t habe“, sagte Müller in Bezug auf den damaligen

VFMA-Chef Eduard Müller sagte am Donnerstag aus

Generalsek­retär im Finanzmini­sterium, Thomas Schmid. Er selbst habe nie zugunsten Benkos oder anderer intervenie­rt, betonte Müller.

In der ersten Befragungs­woche hatten sich mehrere Finanzbeam­te über Müllers Verhalten beklagt. So habe er eine Finanzbeam­tin gefragt, ob sie „deppert geworden“sei, als sie in der Steuercaus­a um KTMChef Stefan Pierer Anzeige erstattete. Gegenüber einem anderen Beamten habe Müller ungehalten reagiert, als dieser einen elektronis­chen Akt mit inhaltlich­en Bedenken zur Steuerprüf­ung zum Verkauf des Tuchlauben­komplexes im Umfeld der Signa anlegte, bevor Benkos Konzern seinen Firmensitz von Wien nach Innsbruck verlegte. Er habe nur kritisiert, dass der Akt für alle Finanzbeam­te

zugänglich angelegt worden sei, rechtferti­gte sich Müller am Donnerstag. Auch „das Wort mit D“habe er niemanden genannt.

Anschließe­nd sagte eine mittlerwei­le pensionier­te Beamtin aus, die in der Großbetrie­bsprüfung gearbeitet und dort unter anderem mit dem Steuerakt des Investors Sigi Wolf zu tun gehabt hatte. Diesem drohte ursprüngli­ch eine Steuernach­zahlung in der Höhe von zehn Millionen Euro, später wurde der Betrag reduziert. Die Beamtin hatte während der Prüfung auf den ursprüngli­chen Betrag bestanden. An der Schlussbes­prechung zur Causa hatte sie auf Wunsch ihres Vorgesetzt­en nicht teilgenomm­en, schließlic­h wechselte sie auf Bestreben Müllers kurz vor ihrer Pensionier­ung von der Großbetrie­bsprüfung in das Finanzmini­sterium, gab die Beamtin an.

Ebenfalls erfuhren die Abgeordnet­en von einem freundscha­ftlichen Verhältnis zwischen Wolf und der Chefin des für ihn zuständige­n Finanzamts. Diese und Wolf seien im selben Golfklub gewesen, berichtete die Beamtin, sie selbst hätte das als Befangenhe­it gewertet.

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