Von Öl und Chemie zum Stahl
Das zusammengekaufte Stahlkonglomerat Liberty Steel soll bis 2030 CO2-frei werden.
och-Borealis-Chef Thomas Gangl wird im Juli EuropaChef der 2019 gegründeten Liberty Steel Group, die der Brite Sanjeev Gupta zusammenschmiedet. Liberty hat in 14 Ländern bereits mehr als 200 Stahlstandorte mit 30.000 Mitarbeitern, davon 18.000 in Europa. Die meisten der elf europäischen Stahlstandorte hat Gupta von Arcelor Mittal übernommen.
Gangls Job wird eine Mammutaufgabe: Liberty Europe braucht eine große Umschuldung, Produktionssteigerungen und Konzernintegration. Dann soll die Neuausrichtung auf grün produzierten Stahl folgen. Für Gangl kommt das Europa-Headquarter aus Rumänien nach Wien. „Bis 2030 wollen wir CO2-neutral sein,“gibt Gangl als Ziel vor. Die Herausforderung sei enorm, aber machbar. Bei den Investitionen dürfte es um Milliarden gehen – und auch Milliardenhilfen.
Der 52-jährige Oberösterreicher Gangl hat eine steile
NOMV-Karriere hinter sich, der Diplom-Ingenieur brachte die heute wichtigen Nachhaltigkeitsprojekte auf die Schiene. Seit 2020 ist er Chef der OMVTochter Borealis, die mit dem Abu-Dhabi-Konzern Borouge zu einem riesigen Chemiekonzern geformt werden soll.
Gupta ist ein Brite mit indischen Wurzeln, er führt Liberty von Dubai aus. Die Vereinigten Arabischen Emirate werben um Schwerindustrie, in Zukunft auch mit Grünstrom und Wasserstoff. Das gilt als gute Voraussetzung etwa für die Erzeugung des Stahlvorprodukts HBI, sogenannte EisenPellets.
„Das Bild dieser Industrie wird sich sehr stark verändern“, ist Gangl überzeugt. Noch ist die Stahlerzeugung für acht bis neun Prozent aller weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Über Kooperationen will Gangl die ausreichende Menge Grünstrom für die Elektro-Lichtbogenöfen aufbringen.