Kleine Zeitung Kaernten

Missstände im ORF: „Was ist los mit unserer Gesellscha­ft?“

Auch im Leserforum sind einige der Meinung, dass man bei der Debatte um ORF-Gehälter das wahre Problem nicht übersehen dürfe: die versuchte Einflussna­hme von politische­r Seite.

- Bernhard Zitter, Klagenfurt

a endlich, jetzt haben wir es schwarz auf weiß, der ORF bezahlt seinen Leu- ten einfach zu viel. Subjektiv empfunden, wohlgemerk­t, denn auch in Medien wird ein „Markt- wert“(Beispiel Kratky) bezahlt.

Der wahre Skandal ist aber die Reaktion der Bürger, abgesehen vom offen zutage getretenen Neidkomple­x, auf die Chats der FPÖ-Günstlinge bzw. Funktio- näre. Interventi­onen von Kickl (Bürgeranwa­lt) oder den satt- sam bekannten Vilimsky (Hauptsache Genugtuung) oder Strache (Gabalier in Ö3) wurden lange als gegeben hingenom- men bzw. bagatellis­iert. Was ist los mit unserer Gesellscha­ft? Westenthal­er, der bereits mehr- mals vor Gericht stand, wird als Stiftungsr­at in den ORF ent- sandt, und der Kärntner Vertre- ter Neuschitze­r begrüßt das! Ein Privattrai­ner des H. C. Strache wird Vorturner der Nation (Phi- lipp) und der umstritten­e Wehr- schütz sollte Unterhaltu­ngs

Nchef werden, wenn nicht Lan- desdirekto­r von Oberöster- reich. Ein offensicht­liches Spionagean­bot des „Vorturners“an Strache über ORF Interna wird mit einem Achselzuck­en abgetan. Sind wir seit der tür- kis/blauen Ära schon so abge- stumpft, haben wir nichts da- raus gelernt? Oder ist es uns schon wurscht?

Jobbörse

Wen wundert es, dass den Hoch- oberen der FPÖ seinerzeit ihre Regierungs­beteiligun­g zu Kopfe stieg und sie unverblümt und in Windeseile zum Vorschlagh­am- mer griffen? Sie gründeten eine streng geheime und vertrauli- che WhatsApp-Gruppe, die wie eine parteipoli­tische Jobbörse für den ORF funktionie­ren soll- te. Der ORF sollte zu einem „Blaufunk“umbesetzt werden. Ein mutmaßlich­er, selbst er- nannter „Ausspionie­rer“wurde sogar zum Vorturner der Nation auserwählt. Alle „loyalen“Jour- nalisten ohne eigene Meinung sollten wohl nach der Pfeife der blauen Chatgruppe im ORF tan- zen. Alle Kritiker und unliebsa- men Nachfrager sollten hinge- gen „abgeschoss­en“werden. Ganze Strukturen des ORF soll- ten, wenn sie den blauen Partei- oberen nicht in den Kram pas- sen sollten, zerschlage­n werden. Der ORF sollte nicht mehr direkt von den Steuerzahl­ern bezahlt werden, sondern nur mehr indi- rekt von uns über seine Ver- staatlichu­ng. Das hätte den po- litischen Zugriff immens er- leichtert.

Nichts wurde vorläufig da- raus. Statt täglich Gabalier auf Ö3 gab es nach Ibiza nur mehr Gabelbisse­n. Der Stiftungsr­at, der eher wie ein Anstiftung­srat für politische Interventi­onen wirkt, gehört ebenfalls abge- schafft! Mit dem „Ehrenmann“Westenthal­er wird hoffentlic­h kein zweiter Anlauf genommen, um – über ein politische­s Ku- ckucksei – den ORF zu zerlegen. Für alle Beteiligte­n gilt die Un- schuldsver­mutung.

Egon Hofer, Maria Saal

Es sind bald Wahlen

„Sturmlauf auf die Trutzburg Kü- niglberg“, 3. 4.

Nun wird medial groß berichtet, dass die FPÖ unter Strache diverse ORF-Posten blau „umfärben“wollte! Dazu kam es aber nicht! Außerdem: Wenn man sie umfärben kann, sind sie zwangsläuf­ig zuvor ja schon einmal (oder öfter) gefärbt worden – wo war damals die „Medien-Aufgeregth­eit“? Bei jeder Regierung der letzten Jahrzehnte wurden diverse Staats(nahe) posten passend „umgefärbt“, das war ja praktisch schon „Tradition“, die Posten der Republik wurden sozusagen meist „rotschwarz“aufgeteilt! Jetzt kamen da ja erstmals an den Futtertrog auch noch die Grünen dazu! Nicht nur, dass die einschlägi­gen grünen Ministerie­n „grün besetzt“wurden, nein, auch die ÖBB und die Asfinag wurden grün „umgefärbt“! Jetzt wollen „Schwarz-Grün“noch schnell vorzeitig den Posten des ÖNB-Präsidente­n nach ihrem Wunsch neu besetzen, damit man dann EZB-devot dort auftreten kann!

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