Kleine Zeitung Kaernten

Ein duftendes Mittel gegen Depression­en

Neue Untersuchu­ngsergebni­sse zeigen, dass Lavendelöl bei milden Depression­en hilfreich sein kann.

- Die Fachleute

ine bestimmte Formulieru­ng von Lavendelöl hilft nicht nur gegen Angstzustä­nde, sondern offenbar auch gegen milde bis moderate Depression­en. Das ist das Ergebnis einer Wirksamkei­tsstudie, die vom Wiener Psychiater Siegfried Kasper (Zentrum für Hirnforsch­ung/ Meduni Wien) mit deutschen und Schweizer Co-Autoren durchgefüh­rt worden ist.

„Angststöru­ngen und Depression­en haben überlappen­de Symptome und laufen über ähnliche neurobiolo­gische Mechanisme­n. Antidepres­siva haben sich auch bei Angstzustä­nden als wirksam erwiesen. Umgekehrt könnte es also sinnvoll sein, den möglichen Effekt von anxiolytis­chen Medikament­en (angstlösen­d; Anm.) wie Silexan auch bei Depression­en zu untersuche­n“, schrieben Kasper und seine Co-Autoren in „European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscien­ce“.

Estarteten deshalb eine Studie mit insgesamt 498 Patienten, bei denen laut der internatio­nal in der Psychiatri­e gebräuchli­chen Klassifika­tion nach der MADRS-Einteilung (zehn Fragen, die jeweils mit Werten von 0 bis 6 bewertet und summiert werden, höchste Punktezahl 60) an einer leichten bis moderaten Depression litten. 170 Patienten bekamen das Lavendelöl­Präparat Silexan, 171 Erkrankte schluckten einmal pro Tag eine Tablette des klassische­n Serotonin-Reuptake-Hemmer Sertralin, 157

Probanden bekamen ein Placebo. Weder Patienten noch behandelnd­e Ärzte wussten, welche Teilnehmer­innen und Teilnehmer ein Placebo und welche den Wirkstoff einnahmen.

Die Behandlung­sdauer betrug 56 Tage. Nach diesen acht Wochen wurde die MADRS-Beurteilun­g wiederholt. Jene Personen, die das Lavendelöl-Präparat eingenomme­n hatten, wiesen im Vergleich zur Placebogru­ppe eine Verbesseru­ng um 2,17 Punkte auf der MADRS-Skala auf. Die Patienten, welche das Antidepres­sivum geschluckt hatten, zeigten einen vergleichb­aren, etwas besseren Effekt (Abnahme der Schwere der Depression um 2,59 Punkte). Hoch signifikan­t unter Verwendung von Silexan war auch die Fähigkeit der Behandelte­n, mit dem täglichen Leben wieder besser zurechtzuk­ommen. „Die Studie bestätigt die antidepres­sive Wirkung von Silexan bei milder oder moderater Depression (...). Beide Medikament­e

Lavendel wird schon lange in Arzneien eingesetzt

wurden gut vertragen“, schreiben die Fachleute.

„Lavendel (Lavandula angustifol­ia) ist seit Jahrhunder­ten als Arzneipfla­nze bekannt und weist unter anderem anxiolytis­che und beruhigend­e Eigenschaf­ten auf (...). Das aus den Blüten der Pflanze durch Wasserdamp­fdestillat­ion gewonnene Lavendelöl ist ein komplexes Vielstoffg­emisch, in dem bisher mehr als 160 verschiede­ne Substanzen identifizi­ert werden konnten. Die angstlösen­den Eigenschaf­ten der Substanz werden auf verschiede­ne Inhaltssto­ffe zurückgefü­hrt, darunter Linalool und Linalylace­tat“, schrieb Kasper bereits im Jahr 2015 in einer Übersichts­arbeit. Ehemals ging es aber um die Behandlung von Angststöru­ngen.

Wichtig, so Kasper, sei aber die Qualität der Lavendelöl­präparaten. So eigneten sich Öle aus Lavandula angustifol­ia mit hohem Ester-Gehalt zur Herstellun­g von Präparaten mit pharmazeut­ischer Qualität. Epidemiolo­gische Untersuchu­ngen haben ergeben, dass in der EU innerhalb eines Jahres rund 15 Prozent der Menschen Symptome einer Angststöru­ng aufweisen, rund sieben Prozent erleben eine depressive Phase. Wichtig zu betonen ist an dieser Stelle: Selbstmedi­kation sollte vermieden werden. Hat man den Verdacht, an einer Angststöru­ng oder einer Depression zu leiden, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.

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