Kleine Zeitung Kaernten

Die ÖVP wird ihren Erzfeind nicht los

Peter Pilz und die ÖVP verbindet innige Abneigung. Das zeigt sich auch im Fall Ott.

- Peter Pilz Michael Radasztics, Norbert Hofer Simon Rosner

ie Innenpolit­ik ist reich an Zwistigkei­ten. Doch für das Verhältnis zwischen der ÖVP und ist der Begriff eine Untertreib­ung. Auch fast fünf Jahre nach seinem Ausscheide­n aus dem Nationalra­t geriert sich der frühere Grünen-Politiker als schwarze bzw. türkise Nemesis, zuletzt mit Recherchen auf seinem Medium „Zackzack“zu den Ereignisse­n rund um den Tod von Ex-Sektionsch­ef

Umgekehrt ortete die ÖVP aufklärung­sbedürftig­e Merkwürdig­keiten um Kontakte zwischen Pilz und jenem Richter, der den ehemaligen ÖVP-Parteichef Sebastian Kurz – nicht rechtskräf­tig – der falschen Zeugenauss­age für schuldig befunden hatte.

Und die ÖVP vermutet auch eine Bekanntsch­aft Pilz‘ mit ExStaatssc­hützer Egisto Ott, dem Spionage für Russland vorgeworfe­n wird. Er sitzt in U-Haft. „Die Rolle von Peter Pilz gehört aufgeklärt“, sagt ÖVP-Generalsek­retär Christian Stocker. „Zackzack“hatte 2021 ein Videointer­view mit Ott veröffentl­icht und Chats aus jenen Handys publiziert, die Ott an den russischen Geheimdien­st weitergege­ben haben soll. Auch der frühere „Zackzack“-Journalist Ben Weiser bekannte auf X (Twitter), „bei Ott viel zu unkritisch“gewesen zu sein. ilz verweist in einem Text auf „Zackzack“auf den Quellensch­utz, was die Handydaten

DPbetrifft. Es sei auch nicht wichtig, wodurch oder von wem er sie erhielt, ähnlich dem Ibiza-Video sei nur der Inhalt relevant.

Das Interview mit Ott, so Pilz, sei nach dessen erster Festnahme 2021 entstanden, als sich dieser über die Art der Festnahme beschwerte – auch gegenüber der ZiB 2. Diese sendete das Video nie, „Zackzack“entschied sich nach Monaten doch zur Publikatio­n. „Mit dem Wissen aus dem Haftbefehl wäre es nicht vertretbar“, so Pilz heute. r sieht zwar „künstliche Aufregung um eine einzige Person“, weil Österreich in Sachen Russland immer schon anfällig gewesen sei, „und der FSB sogar ein Verbindung­sbüro im Innenminis­terium hatte“. Es überrasche ihn aber schon, wie weit Ott gegangen ist. Die Übergabe der Handys an den FSB soll 2022 stattgefun­den haben.

In der nächsten Legislatur­periode könnte die Causa zu einem U-Ausschuss führen. Erste Stimmen gibt es bereits. „Das wäre interessan­t“, sagte

am Freitag bei einem Graz-Besuch – und zwar auch insofern, als Ott auch Kontakte mit FPÖ-Politikern gehabt hat. Auch darauf weist die ÖVP regelmäßig hin. Dennoch dürfte sie keinen Spionage-U-Ausschuss anstreben. Es wäre zu viel Bühne für Pilz, auch wenn er diesmal Auskunftsp­erson wäre.

E

ie Spionageaf­färe Ott wirft ein fatales Licht auf das Land. Die Republik vermittelt der ganzen Welt den Eindruck, als hätte sie das eigene Haus, die eigene Sicherheit nicht im Griff. Die bestehende Sicherheit­sstrategie aus 2013 verstärkt diesen Eindruck: Russland wird darin noch als strategisc­her Partner aufgeliste­t. Seit vergangene­m Herbst verhandeln ÖVP und Grüne zwar intensiv, aber bis dato ohne Endergebni­s. Es spießt sich am letzten der insgesamt acht definierte­n Kapitel, das sich „Energiesic­herheit und Schutz der Lebensgrun­dlagen“widmet.

Woran eine Einigung konkret scheitert, war bisher ein gut gehütetes Geheimnis. Das verwundert. Zwar ist die Sicherheit­sstrategie ein zentrales politische­s Dokument, das die Bedrohunge­n für Land und Menschen benennt und Leitlinien festlegt. Rechtlich verbindlic­h ist das Dokument jedoch nicht. Trotzdem ringen ÖVP und Grüne erbittert um konkrete Formulieru­ngen und die daraus ableitbare­n Folgen für das künftige Handeln.

Einig sind sich ÖVP und Grüne über einen neuen Zugang: Statt Ressorts oder Themen sollen die Probleme anhand von übergreife­nden Handlungsf­eldern wie „Diplomatie, Kooperatio­n und Partnersch­aften“, „Konfliktpr­ävention und Krisenmana­gement“oder „Demokratis­ches Wertebewus­stsein und Stärkung des gesellscha­ftlichen Zusammenha­lts“aufgerollt werden. Doch es spießt sich beim Blick auf die Vergangenh­eit und den Vorgaben für die Zukunft. Beim einen geht es um Schuld

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APA/FOHRINGER Ex-Abgeordnet­er Peter Pilz

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