Kleine Zeitung Kaernten

Am Anfang alles „happy peppy“

Welche Frau denkt schon am Standesamt an Scheidung oder Pension?

- Von Mensch zu Mensch Carina Kerschbaum­er

ie oft der Kanzler, Vizekanzle­r, die Frauenmini­sterin noch ankündigen werden, dass sie bis zur Wahl viele Punkte zu erledigen haben? Ein Punkt ist auf Seite 251 des Regierungs­programms zu finden. Einer, dessen Umsetzung die Frauenmini­sterin soeben wieder angekündig­t hat. Wie vor fünf Jahren, wie vor vier Jahren. Betreffen würde er viele. All jene, die davon profitiere­n würden, wenn die Hälfte der Pensionsbe­iträge des Partners in der Betreuungs­zeit der Kinder dem anderen Partner gutgeschri­eben werden. Ja, dieses Pensionssp­litting ist bereits möglich, aber es erfolgt nicht automatisc­h, wie es seit Jahren versproche­n wird.

Wie lange es noch dauern wird, dass Frauen nicht mehr vor der Geburt oder dem Weg zum Standesamt um dieses Pensionssp­litting bitten müssen, sondern es automatisc­h erfolgt? Und dass jene, die es nicht wollen, es explizit ablehnen müssen? Kein großer Unterschie­d? Ein gewaltiger. Da müssten dann nur mehr jene aktiv werden, die ihre Pension nicht teilen wollen. Wer will schon vor der Hochzeit den Partner oder – in bislang rund 20 Fällen pro Jahr – die Partnerin davon überzeugen, einen Vertrag über ein Pensionssp­litting zu unterschre­iben? Oder wie es eine frühere Familienmi­nisterin ausdrückte. Am Anfang sei doch alles „happy peppy“, da denke keine Frau über die Lawine an Folgen nach, die Schwangers­chaft und längere Karenz bedeuten. Im vergangene­n Jahr waren es bei rund 80.000 Geburten gerade einmal 1155 Paare, die für die Jahre der Kindererzi­ehung ein Splitting vereinbart­en. b bei einem automatisc­hen Splitting Mütter länger in Karenz bleiben würden, wie manche Frauenpoli­tikerinnen fürchten? Ob es andere Maßnahmen benötigt, wie die Grünen meinen? Ob es eine versteckte Heim-an-den-Herd-Prämie ist, die aus „erzieheris­chen Gründen“Frauen verwehrt werden muss? Als ob eine 30-Jährige, die sich nach ihrem Job zurücksehn­t, deshalb nur einen einzigen Tag länger zu Hause bliebe. Für Mütter, die ihre Kinder länger selbst betreuen und nach Scheidung oft in Altersarmu­t landen, wäre es aber eines: ein längst fälliger Akt der Fairness. Und ja, „erzieheris­che Maßnahmen“gegenüber solchen Müttern sind eines: eine arrogante Ignoranz gegenüber ihren Leistungen.

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