Kleine Zeitung Kaernten

Der unantastba­re Red-Bull-Erbe

Ein umstritten­er Kriminalfa­ll hält Thailand seit 12 Jahren in Atem.

- Julian Strassegge­r

ein Spitzname ist „Boss“, er fährt teure Autos und unternimmt kost- spielige Reisen um die ganze Welt, mutmaßlich nach London, Österreich oder Dubai – nur in Bangkok lässt er sich kaum noch blicken. Dort hat Vorayuth Yoovidhya nach einer durch- zechten Nacht im September 2012 einen Polizisten mit seinem Ferrari angefahren und getötet. Er ist der älteste Sohn von Charlem Yoovidhya, dem Mehrheitse­igner von Red Bull und somit Mitglied einer der reichsten Familien Thailands. Obwohl die Indizien gegen ihn sprechen, wird der damals 27-Jährige nie verurteilt.

Am frühen Morgen des 3. Septembers rast ein Ferrari in ein Motorrad, schleppt den Fahrer hundert Meter mit und fährt davon. Der Motor- radfahrer überlebt den Zusammenst­oß nicht. Der Ferrari gehört Vorayuth Yoovidhya, dem hohe Alkoholwer­te nachgewies­en wurden. Yoovidhyas Familie zahlte der Familie des Opfers 100.000 Dollar, dafür verzichtet­en diese auf rechtliche Schritte. Ein guter

SDeal für die Eigentümer des Red-BullImperi­ums, deren Vermögen über 30 Milliarden Dollar betragen soll.

Erst fünf Jahre nach dem tödlichen Zusammenst­oß erließ die thailändis­che Justiz einen Haftbefehl. Yoovidhya ignorierte gerichtlic­he Vorladunge­n jedoch und setzte sich ins Ausland ab. Was für die meisten Menschen in Thailand unmöglich wäre, ist für den superreich­en Red-Bull-Erben ganz einfach. Im Jahr 2020 werden sämtliche Anklagen gegen ihn fallengela­ssen.

Ein Aufschrei folgte. Der Druck gegen die Ermittlung­sbehörden stieg, das Vertrauen in die Justiz sank. Nun wird ranghohen Beamten in Bangkok der Prozess gemacht. Die Vorwürfe: Fahrlässig­e Pflichtver­letzung, unrechtmäß­ige Handlungen und Anstiftung zu rechtswidr­igem Handeln. Ob Vorayuth Yoovidhya das interessie­rt, ist fraglich. Sein Aufenthalt­sort ist unbekannt und der letzte mögliche Anklagepun­kt verjährt im Jahr 2027.

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AP/DUNHAM

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