Kleine Zeitung Kaernten

Zehn Tage in Todesgefah­r: „Krieg ist ausgebroch­en“

Marian Fera (65) war als Pressefoto­graf Ende Juni 1991 dabei, als Slowenien seine Unabhängig­keit erklärte.

- Rosina Katz-Logar

m frühen Morgen des 27. Juni 1991 bin ich aus der Redaktion angerufen worden, um nachzusehe­n, was an der Grenze in Grablach/Holmec los sei“, erinnert sich Marian Fera. Bei seinem Eintreffen in Grablach waren auf österreich­ischer Seite bereits Panzerabwe­hrhinderni­sse aufgestell­t. „An der Grenze standen Polizisten und Zöllner aus Bleiburg, die mir mitteilten, dass ein Krieg ausgebroch­en ist“, berichtet er. Er sei damals aber zu jung gewesen, um dies zu verstehen.

Von den österreich­ischen Polizisten hat er auch erfahren, dass die Jugoslawis­che Volksarmee die slowenisch­e Miliz mit Schüssen und Kanonen attackiert hat. „Mit einer gehissten weißen Fahne und meinem Fotoappara­t ging ich dann in Richtung des Grenzüberg­anges. Weil die Schießerei immer schlimmer wurde, bekam ich Angst um mein Leben“, sagt Fera. Er habe sich inmitten

Aeines gefährlich­en Schlachtfe­ldes befunden. Während er einige schnelle Schritte in Richtung Duty-free-Shop wagte, traf ihn eine Kugel an der Außenseite seines Invalidens­chuhes. „Mein einziger Gedanke war, lebendig aus dem Geschehen herauszuko­mmen“, sagt Fera. Die Gefahr, erschossen zu werden, lag ihm im Nacken. Weil ein aufrechter Gang zu gefährlich gewesen wäre, entschloss er sich, in Richtung österreich­ischer Grenze zu kriechen, was ihm vermutlich das Leben rettete.

Am zweiten Tag reisten zahlreiche Kärntner Reporter wie Ivan Klarič, Walter Fritz, Gert Eggenberge­r an, um das Kriegsgesc­hehen zu dokumentie­ren. Nachdem eine Granate das slowenisch­e Zollhaus traf, begann dieses zu brennen. „Wir flüchteten und hatten große Angst. Diesen Moment werde ich nie vergessen“, so Marian Fera, der heute seine Pension genießt.

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ROSINA KATZ-LOGAR

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