Kleine Zeitung Kaernten

Leerstand: Zahlenspie­le ohne Aussagekra­ft

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n den 230.000 leer stehenden Wohnungen könnte man leicht die gesamte Bevölkerun­g von Graz unterbring­en, rechnet die Umweltorga­nisation Greenpeace vor. Ihrer Analyse nach gebe es nur Gewinner: mit einer Leerstands­abgabe beseitige man die Wohnungsno­t, mache Millionen Quadratmet­er Wohnfläche nutzbar und verhindere die Versiegelu­ng wertvollen Bodens.

Von diesen paradiesis­chen Zuständen kann Greenpeace nur träumen. Die Wirklichke­it sieht anders aus. Bisher haben drei Bundesländ­er eine Leerstands­abgabe eingeführt. In Tirol, Salzburg und der Steiermark erwies sich das Gesetz als praktisch nicht umsetzbar. Einigermaß­en gelingt es nur in überschaub­aren Fremdenver­kehrsgemei­nden, wo die Besitzer von Ferienwohn­ungen bekannt sind. Aber schon in mittleren Städten wie Knittelfel­d mit 13.000 Einwohnern führte die Ankündigun­g, leer stehende Wohnungen zu besteuern, zum Aufruhr. Die Daten, auf die sich der Bürgermeis­ter stützte, waren lücken- und fehlerhaft.

Die von den Rechenküns­tlern gelieferte­n Zahlen täuschen Genauigkei­t nur vor. Die Statistik Austria vergleicht die Zahl aller Wohnungen mit dem Melderegis­ter und kommt auf 650.000 Adressen, wo niemand gemeldet ist. Greenpeace ist vorsichtig­er und glaubt, einen Leerstand von 230.000 aufgespürt zu haben. Wie viele Wohnungen tatsächlic­h unbewohnt sind und warum sie leer stehen, wird allerdings von keinem Register erfasst. ass er im Trüben fischt, erkannte der um seine Wiederwahl bangende Innsbrucke­r Bürgermeis­ter Georg Willi. Der Grüne schickte Beamte als Spürhunde aus, doch blieb unklar, ob nennenswer­t Leerstand auf den Markt gebracht werden konnte. In Salzburg muss der Kommunist Kay-Michael Dankl erst zeigen, ob er das, was er im Wahlkampf versproche­n hat, auch halten kann. In Graz hat das dunkelrot-grüne Duo Elke Kahr und Judith Schwentner bereits kapitulier­t: Die 2022 angekündig­te Leerstands­abgabe kommt erst 2028. Wenn man bis dahin verlässlic­he Zahlen hat …

I„Wie viele Wohnungen tatsächlic­h unbewohnt sind und warum sie leer stehen, wird von keinem Register erfasst.“

Dwar Chefredakt­eur der Kleinen Zeitung.

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