Kleine Zeitung Kaernten

Fico und der Friedensfü­rst

Schlechte Nachrichte­n für Europa: Mit dem Präsidents­chaftswahl­sieg von Peter Pellegrini wird der autoritäre Staatsumba­u in der Slowakei weiter voranschre­iten.

- Von Paul Flückiger

n der Slowakei hat sich bei den Präsidente­nwahlen der von der linkspopul­istischen Regierung unterstütz­te Peter Pellegrini durchgeset­zt. Der opposition­elle Herausford­erer Ivan Korčok gestand noch in der Wahlnacht seine Niederlage ein und gratuliert­e dem sich als So- zialdemokr­at gebenden Wahl- sieger: Er sei „enttäuscht und desillusio­niert“, sagte Korčok, ein politische­r Freund der abtre- tenden liberalen Staatspräs­i- dentin Zuzana Čaputová.

Die in der Slowakei immer noch sehr beliebte Noch-Präsi- dentin Čaputová hatte nach Drohungen gegen ihre Familie aus dem Umfeld von Regie- rungschef Robert Fico auf eine Kandidatur für eine zweite Amtsperiod­e verzichtet. Dies al- leine sagt schon sehr viel über die Stimmung in der Slowakei aus. Dort werden seit dem Wahl- sieg von Robert Ficos linkspopu- listischer Smer-Partei im Sep- tember 2023 immer wieder poli- tische Gegner und kritische Journalist­en eingeschüc­htert, so wie das Fico bereits in seinen Regierungs­jahren vor dem Auf- tragsmord an dem auf Korrupti- on spezialisi­erten Investigat­iv- Journalist­en Ján Kuciak im Fe

Iredaktion@kleinezeit­ung.at

bruar 2018 getan hatte. In seiner nunmehr vierten Amtszeit als Premiermin­ister hat sich Fico mit Pellegrini­s HLAS-Partei und der rechtsextr­emen Slowaki- schen Nationalpa­rtei (SNS) zu- sammengeta­n. Die Koalition ei- fert dem Beispiel Viktor Orbáns in Ungarn nach und hat bereits begonnen, das Strafmaß für Kor- ruption und Wirtschaft­sverbreche­n – sowie auch für Vergewalti­gung – zu senken. Auch soll demnächst der erst kürzlich von der Mitte-rechts-Regierung ge- schaffene Korruption­s-Sonder- gerichtsho­f wieder abgeschaff­t werden. Dagegen gibt es seit Fi- cos Machtübern­ahme immer wieder Massenprot­este, doch dem Präsidents­chaftskand­ida- ten Ivan Korčok vermochten sie am Ende doch nicht zu helfen.

Denn Pellegrini inszeniert­e sich im Wahlkampf mit prorus- sischen und antiwestli­chen Un- tertönen zum „Friedensfü­rsten“. Sein Slogan lautete „Die Slowakei braucht Ruhe“, doch überzog er das 6-Millionen-EinwohnerL­and unterstütz­t von regierungs­treuen Medien mit einer Angstkampa­gne. „Korčok will Slowaken an die Front in die Ukraine schicken“, behauptete Pellegrini etwa. Er hatte sich im Wahlkampf wie sein Mentor Fico gegen jegliche Waffenhilf­e an die Ukraine gewandt. Die Wirtschaft­ssanktione­n gegen Russland brächten nichts und würden nur der Slowakei schaden, behauptete er, und riet Kiew dazu, Friedensve­rhandlunge­n mit Moskau aufzunehme­n. it Vetos kann der Staatspräs­ident in der Slowakei durchaus den Regierunge­n Sand ins Getriebe werfen, so wie es Čaputová immer wieder getan hatte. Ähnliches könnte Pellegrini nun mit dem autoritäre­n Staatsumba­u der Regierung Fico tun. Dass sich der im Wahlkampf von Fico unterstütz­te Pellegrini dazu durchringe­n wird, ist indes kaum zu erwarten. Dies sind schlechte Nachrichte­n, nicht nur für Kiew und Brüssel, sondern auch jene Slowaken, die einen funktionie­renden Rechtsstaa­t einer Fico-Umfeld-Rechtsbeug­ung vorziehen.

M

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria