Die Fallstricke der Media-Analyse
Nist Politikanalyst und Medienberater. eben der inhaltlichen
Güte ist der wichtigste Gradmesser für den Stellenwert eines Mediums seine Verbreitung: Wie viele Menschen lesen, hören, sehen, nutzen eine Zeitung, ein Radioprogramm, einen Fernsehsender, ein Online-Angebot? Für Printprodukte gilt in Österreich seit 60 Jahren die Media-Analyse (MA) als wich- tigster Antwortgeber dazu. Diese Marktforschung ist doppelt so alt wie die Auflagenkontrolle (ÖAK), aus der sich 1998 die Web-Analyse (ÖWA) entwickelt hat. Für den Rundfunk hingegen liefern Radio- und Teletest entsprechende Daten.
Die am vergangenen Donnerstag präsentierte MA 2023 beruht auf 15.000 Interviews und kostet fast drei Millionen Euro. Doch sie enthält trotz dieses Aufwands und zahlreicher Reformen unplausible Ärgernisse. Das sind einerseits zweifelhaft hohe Daten für den „Standard“und die mit dem Gratisblatt „oe24“verwechselbare Kaufzeitung „Österreich“. Wer ihre angebliche Reichweite durch die tatsächlich verbreitete Auflage dividiert, kommt beim Qualitätstitel auf 6,8 Leser pro Exemplar und fürs Boulevardblatt gar 9,5. Andererseits haben die größten Zeitungen, „Krone“(3,0) und „Kleine“(2,1) den geringsten Mitlesefaktor. Vor allem Letztere wird also durch die jüngste MA enorm unterbewertet. In Deutschland ist der durchschnittliche Wert 2,9.
Neben diesem altbekannten MA-Makel hinkt eine sinnvolle Neueinführung. Der
Cross Media Reach (CMR) soll die Stärke einer Medienmarke über alle Kanäle hinweg abbilden. Dazu werden Daten aus MA und ÖWA zu einer Nettoreichweite fusioniert.
Bei Tageszeitungen bedeutet das eine Erweiterung um die täglichen Nutzer der digitalen Angebote. Für Wochenblätter bilden die wöchentlichen Unique User das Online-Äquivalent. Klingt folgerichtig, ist es aber nicht. Denn der wöchentliche Wert ist bei allen Medien weit höher als der tägliche und Wochentitel agieren digital tagesaktuell. Beispiel: Der „Kurier“hat online täglich 285.000 Nutzer, die „Niederösterreichischen Nachrichten“130.000. Doch bei den NÖN werden wöchentlich 445.000 Unique User für den CMR herangezogen. Auf dieser Basis wären es für den „Kurier“910.000. Eine klare Bevorzugung der konkurrierenden Wochenzeitung. Die Grundlage für eine Markenreichweite müsste für alle Titel die tägliche Digitalnutzung und nicht ihr analoger Erscheinungsrhythmus sein. ngeachtet solcher Pannen bleibt die Media-Analyse eine unvergleichlich reichhaltige Fundgrube für Daten über die Nutzer von Printmedien und ihren digitalen Fortsetzungen.
Doch die MA-Macher müssen endlich ihre Fallstricke beseitigen, statt neue hinzuzufügen.
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Als „Vorturner der Nation“machte sich Philipp Jelinek seit der Coronapandemie einen Namen, aktuell ist er in der Warteposition, der ORF zeigt nach Bekanntwerden scharf kritisierter Chats mit Heinz-Christian Strache weiterhin bloß Wiederholungen der Fitnesssendung.
9.10 Uhr, ORF 2
Diese visionäre Mediensatire war ihrer Zeit Jahrzehnte voraus: In einer TV-Show muss ein Kandidat eine Woche überleben, um zu gewinnen.
23 Uhr, WDR
Radiokolleg. Ö 1, ab
9.05 Uhr. Das Wissensmagazin widmet sich folgenden Themen: „Bubbles und Parallelwelten“ist der Versuch, Massendynamiken im Netz zu erklären. Im Anschluss ist das 75jährige Bestehen der Nato Anlass für eine Betrachtung. Danach: Der Musiker und Aktivist Archie Shepp.
Der erfolgreiche Kriminal-Podcast der Kleinen Zeitung widmet sich in seiner jüngsten Ausgabe einer perfiden Betrugsmasche: Wie konnte es dazu kommen, dass ein 83-jähriger Kärntner einem falschen Polizisten 760.000 Euro übergab?