Kleine Zeitung Kaernten

Waffenruhe erst, wenn Geiseln frei

Israels Armeesprec­her ist in Berlin aufgewachs­en und hat als Rapper und Graffitisp­rayer begonnen.

- Von Michael Jungwirth

Es ist wohl eine der erstaunlic­hsten Biografien der jüngeren deutsch-israelisch­en Geschichte. „Ich bin in Berlin groß geworden. In meiner Grundschul­zeit hat Religion keine Rolle gespielt. Ich kannte keinen jüdischen Feiertag, war nie in der Synagoge, wusste nicht einmal, was Schalom heißt“, erzählt Arye Shalicar bei einem Kaffee in Wien. Seine Eltern flüchteten aus dem Iran nach Deutschlan­d: „Ich bin in einem persischen Haus aufgewachs­en, mit Persertepp­ich, wir haben Persisch geredet.“Als Kind hatte er eine deutsch-persische Doppeliden­tität.

Mit 13 zog die Familie in Berlin um, da veränderte sich das Umfeld. Von seiner Umgebung wurde er permanent nach seiner Herkunft ausgefragt: „Von dem Tag an, wo ich sagte, meine Eltern sind jüdisch, hat sich mein Leben auf den Kopf gestellt: Ich war nicht mehr der Iraner, der Perser, der Deutsche, der Berliner,

der Coole. Ich war nur noch der Jude. Sie haben mir das Gefühl gegeben, dass ich anders bin, ohne dass ich es wollte.“In Deutschlan­d versuchte er sich als Rapper, Graffitisp­rayer, ehe er nach Israel ging. Nach dem Überfall der Hamas wurde er als Armeesprec­her reaktivier­t – und ist im deutschen wie auch im österreich­ische TV omnipräsen­t. Heute kommunizie­rt er auf Deutsch, Englisch, Persisch und Türkisch.

Sechs Monate nach dem Überfall der Hamas zieht Shalicar im Gespräch mit der Kleinen Zeitung im Büro der Kommunikat­ionsagentu­r Kapp Bilanz. „Wir haben uns große Ziele gesetzt: die Befreiung der Geiseln, die Zerschlagu­ng der Hamas. Beides haben wir noch nicht erreicht.“Zwar wurden 14.000 HamasKämpf­er getötet, in Gaza befänden sich immer noch 133 Geiseln. Auch existiere immer noch ein Teil der Terrorinfr­astruktur. Ohne in Details gehen zu wollen, deutet Shalicar an, dass die Armee in Rafah aktiv wird.. „Das

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