Kleine Zeitung Kaernten

Ohne Aussicht auf die nächsten 150 Jahre

- Kathrin Stainer-Hämmerle Kathrin Stainer-Hämmerle

Dmeint, die SPÖ hätte am Gründungst­ag eine Chance zur Profilbild­ung verpasst. ie SPÖ feierte dieser Tage als älteste Partei ihren 150. Geburtstag. Statt die kommunikat­ive Chance zu nutzen, versammelt­en sich im historisch­en Gründungso­rt Neudörfl gerade einmal 300 Funktionär­e. Die meisten Tageszeitu­ngen handelten den Festakt mit einer Kurznachri­cht ab. Die Schlagzeil­en beherrscht­en hingegen die ÖVP mit ihrer verunglück­ten „Leitkultur“-Kampagne und die FPÖ mit ihrer provokante­n Forderung nach einem EU-Kommissar für „Remigratio­n“.

Die SPÖ hatte trotz des erfreulich­en und langfristi­g planbaren Anlasses dem inhaltlich wenig entgegenzu­setzen. Parteichef Babler ist bekannt für feurige Reden vor eigenem Publikum, seine Schwäche liegt bei der Profilbild­ung. Vom Wortschwal­l bleibt selten eine Botschaft hängen, auf die andere Parteien reagieren. Bablers Warnung vor dem Rechtsruck mag für taktische Wähler ausreichen­d Motiv sein. Eine eigenständ­ige Positionie­rung der SPÖ sieht anders aus. Das Recht auf einen Facharztte­rmin reiht sich wie das Waffenverb­ot der ÖVP ins Reich der nichtumset­zbaren leeren Versprechu­ngen ein. Der 20 Milliarden schwere „Transforma­tionsfond“ist zu vage ausgeführt bei Finanzieru­ng und Zweck.

Als Festredner engagierte sich Altbundesp­räsident Heinz Fischer. Mit seinem Appell nach „Einheit, Solidaritä­t und Disziplin“offenbarte er unfreiwill­ig die Schwäche seiner Partei: Zerrissenh­eit und Selbstbesc­häftigung. Ein Gastredner (oder noch besser Rednerin) über die Bedeutung der Sozialdemo­kratie für die nächsten 150 oder zumindest 15 Jahre über den Österreich-Horizont hinaus fehlte. Schade. In 150 Jahren wird die Sozialdemo­kratie keinen Grund zum Feiern mehr haben, wenn es ihr sechs Monate vor der Wahl nicht besser gelingt, Themen zu setzen sowie Unentschlo­ssene und Wechselwäh­ler einzuladen, mit ihnen „ein Stück des Weges gemeinsam zu gehen“.

„Babler ist bekannt für feurige Reden vor eigenem Publikum, seine Schwäche liegt bei der Profilbild­ung.“

lehrt Politikwis­senschaft an der Fachhochsc­hule Kärnten.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria