Klimatisch in der Zwickmühle
Von Trockenheit zu Starkregen: Hydrografischer Dienst zog über das Jahr 2023 Bilanz und verglich es mit den letzten 30 Jahren.
Der Bericht des Hydrografischen Dienstes für 2023 wurde in der gestrigen Sitzung der Landesregierung zur Kenntnis genommen und abgesegnet. Darin wird von Experten das Vorjahr und die Zeitspanne von 1991 bis 2020 beschrieben: „War 2022 noch eines der langandauernd trockensten Jahre, so verhielt sich das Jahr 2023 völlig konträr. Es war ein äußerst extremes, niederschlagsreiches Jahr“, weiß Johannes Moser, Leiter des Hydrografischen Dienstes.
2023 brachte ein Plus von 24,8 Prozent bei Niederschlägen, plus 31 Prozent bei Abflüssen sowie 13,9 Prozent mehr bei der Gebietsverdunstung. Juli und August überboten alle bisher gemessenen Regenmengen. Im Juli wurden 352 mm und im August 262 mm Niederschlag in Klagenfurt gemessen, in Summe also 614 mm. „Der mittlere Wert für beide Monate liegt bei 235 mm, das entspricht einem Plus von 161 Prozent“, bilanzieren die Autoren Johannes Moser, Martin Eder, Helge Vithanage und Florian Lora in ihrem Bericht.
Das Pendel werde in Kärnten zwischen extremer Trockenheit wie 2022 und extremem Niederschlag wie 2023 wechseln. Das liege an der Zunahme der Dynamik in der Atmosphäre. Moser: „Hohe Luftfeuchte wird über erhitzte Meere herangetragen und die Niederschläge werden extremer und sintflutartiger.“
Hangrutschungen, Überschwemmungen, Vernässungen von Kellern durch Grundwasser und hohe Seewasserstände waren die Folge der Niederschläge im August 2023. Betroffen waren vor allem der Klagenfurter Raum, der Bezirk Völkermarkt, aber auch das Granitztal. Im Oktober
gab es dann vorwiegend in Oberkärnten (Gail, Drau) größere Hochwässer, heißt es in der Bilanz.
Das größte Hochwasser des Jahres trat am 6. August auf. In Unterkärnten wurden an Glan, Glanfurt, Bleiburger Feistritzbach, Loibach und Granitzbach 10 bis 30-jährliche Hochwasserspitzenabflüsse mit extrem großen Abflussvolumen beobachtet. An der Kappler Vellach und am Loiblbach traten sogar 30 bis 50-jährliche Abflussspitzen auf.
Die Seen in Unterkärnten waren infolge der großen Regenmengen von hohen Wasserständen geprägt. Der Wörthersee
Hohe Luftfeuchte wird über erhitzte Meere herangetragen, Niederschläge werden extremer und sintflutartiger.
Hydrografischer Dienst des Landes
wies im August mit 178 cm Pegelstand einen 25-jährlichen Hochwasserstand auf und abermals mit 168 cm etwas niedriger im November des Jahres. Der Mittelwasserstand des Sees liegt bei 125 cm.
Muss Unterkärnten und das Klagenfurter Becken nun immer wieder mit diesen Wassermengen rechen? „Davon gehen wir derzeit nicht aus“, sagt Moser. Verantwortlich dafür war ein massives Adriatief. „Im Regelfall liegt Unterkärnten im Ausläuferbereich der Tiefs bzw. schaffen diese es nicht über die Karawanken in voller Ergiebigkeit. Man kann derzeit nicht sagen, dass Adriatiefs in Kärnten häufiger werden. Mehr Auswirkungen haben Genuatiefs, die im Südwesten Kärntens für viel Niederschlag sorgen. Das Verhältnis ist in etwa zwei zu eins.“
Mittlerweile sei man vorbereitet auf Hochwasser: „Bei den Flüssen sind wir gut aufgestellt, können Wassermengen prognostizieren und Schutzmaßnahmen ergreifen.“Was schwierig bleiben wird, seien kleinräumige Ereignisse, erklärt Moser: „Große Regenfronten sind vorhersagbar, lokale Gewitter hingegen kaum. Hier hat man oft nur 15 bis 20 Minuten Vorlaufzeit und es kann zur Katastrophe kommen. Bäche werden binnen Minuten zu reißenden Gewässern und können ein Gebiet überfluten.“