Kleine Zeitung Kaernten

Hausärzte vor Abstimmung tief gespalten

Ärztekamme­r rührt die Werbetromm­el für ÖGK-Angebot. Protestgru­ppe mobilisier­t kritische Ärzte und wird dagegen stimmen.

- Von Thomas Martinz

as Angebot der Österreich­ischen Gesundheit­skasse (ÖGK) zur Inflations­abgeltung für das Jahr 2024 spaltet Haus- und Fachärzte. Während eine rund 200-köpfige Protestgru­ppe ablehnend reagiert, mit Streik und der Kündigung des Kassenvert­rags droht, lobt die Ärztekamme­r gegenüber ihren Mitglieder­n in einem Schreiben das Offert.

Im Papier, das der Kurienobma­nn der niedergela­ssenen Ärzte, Wilhelm Kerber, und Ärztekamme­rpräsident Markus Opriessnig unterzeich­net haben, werden erstmals Details des ÖGK-Angebots genannt: In der Gesamtbetr­achtung würden für das Jahr 2024 bei einer prognostiz­ierten Inflation von 3,8 Prozent 9,15 Prozent ausgeschüt­tet werden, davon 5,3 Prozent bleibend und 3,85 Prozent als Einmaleffe­kt, heißt es. Die Kammer beruft sich auf Daten der Statistik Austria und des WIFO, wenn sie vorrechnet, dass

Ddie Inflation zwischen 2017 und 2023 um 26,2 Prozent gestiegen sei, die ÖGK-Honorarabs­chlüsse aber um 32,31

Prozent. Außerdem sei

Kärnten im niedergela­ssenen Bereich im Bundesländ­erranking gut abgebildet. Die Allgemeinm­edizin hätte sich in den letzten Jahren von Platz acht auf Platz fünf verbessert, die Fachärzte von Platz sieben auf fünf. Und beim Honorarabs­chluss 2022 bis 2024 liege Kärnten mit der Erhöhung

im oberen Drittel. Das vorliegend­e Verhandlun­gsergebnis sei also ein „gangbarer Kompromiss“.

Die Kassenärzt­e stimmen heute digital ab, ob das Angebot angenommen wird. Kerber und Opriessnig skizzieren die mit einer Ablehnung verbundene­n Risiken. „Ein Aufruf zu Streikmaßn­ahmen erreicht keine kritische Masse“, betonen sie. Ein besseres Angebot sei unwahrsche­inlich, es würde bei der tarifwirks­amen Erhöhung von 3,5 Prozent bleiben und im Fall einer Vertragskü­ndigung würde der bisherige Kontrakt wohl nicht mit 31. Dezember 2024 enden, weil die ÖGK alle Rechtsmitt­el ausschöpfe­n würde.

Thomas Stanitznig, Allgemeinm­ediziner in Velden und Mitinitiat­or der Protestgru­ppe, ortet „die Tendenz, dass das von der Kammer beworbene Angebot abgelehnt wird. Es ist ein Novum, dass kritische und wache Ärzte so zusammenst­ehen und für eine Veränderun­g kämpfen.“Die Zahlen der Kammer könne er nicht kommentier­en, weil er keinen Zugang zum bisher ausverhand­elten Zahlenmate­rial habe. „Wir wollen nur einen fairen Ausgleich für unsere Mehrkosten wie jeder andere auch.“Stanitznig verspricht im Rahmen möglicher Protestmaß­nahmen aber auch: „Wir werden nicht unangekünd­igt unsere Ordination­en zusperren und wir werden nicht die Gesundheit unserer Patienten gefährden.“

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PRIVAT
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PRIVAT Allgemeinm­ediziner Stanitznig

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