Noch einmal gegen den Strom schwimmen
Dauerlauf mit dem Audi A4 TDI quattro: von lächerlichen Vorwürfen, niedrigen Verbräuchen, Öl- und Adblue-Durst nach 35.404 Kilometern.
s mag sein, dass wir uns mit der Schlussbesprechung etwas weit aus dem Fenster lehnen, weil die Bilanz auch ein Plädoyer für den Diesel ist. Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Wir haben uns ein halbes Jahr lang einen Audi A4 40 TDI quattro zu Gemüte geführt, um zu schauen, wo der Mittelklasse-Evergreen mittlerweile im Wettbewerb steht. Wir sind dabei gerne gegen den Strom geschwommen und nach 35.404 Kilometern ziemlich ungern ausgestiegen. Das hat einmal damit zu tun, dass die Business-Limousine von Audi einfach unverändert ein Prachtexemplar an Gediegenheit, sportlicher Eleganz und Wertigkeit ist. Der Vorwurf aus so mancher Ecke, der A4 seit in die Jahre gekommen, ist lächerlich, weil Audi seinen Bestseller über Generationen gepflegt und geputzt hat wie einen hochklassigen Designer-Stiefel.
Eder sich unseren Dauerläufer zwischendurch zur Brust genommen hatte, kam schnell zu einem Urteil: ,,Der A4 ist wie immer, nur besser.“Den Ex-Audi-Werksfahrer beindruckt stets die Klarheit und Solidität der Modellreihe. Was Fahrwerk und Antrieb betreffen, erübrigt sich für Röhrl ohnehin jede Diskussion, die 204 PS starke Zweiliter-TDI-Maschine in Partnerschaft mit der 7-Gang
S tronic und quattro ist für ihn eine perfekte Symbiose.
Vor allem die superbe Maschine hat uns ein Loblied auf den Diesel anstimmen lassen. Den Vierzylinder-Turbodiesel hat Audi mit einem 12-Volt-Mildhybridsystem teilelektrifiziert. Der lässt den A4 bei Gaswegnehmen länger ohne Antrieb segeln, spart Sprit und sorgt beim Start für mehr Nachdruck. So staunten wir vor allem über den Verbrauch, der ziemlich moderat ausfiel: obwohl wir selten im Bummelmodus unterwegs waren, blieben wir im Schnitt deutlich unter sechs Liter, was für einen Wagen dieses Kalibers ein nahezu heldenhafter Wert ist.
Was können wir von unserer halbjährigen Reise berichten? Wir waren ordentlich auf Achse und lernten dabei den A4 40 TDI quattro auf der Langstrecke als geschmeidigen, laufruhigen und trittfesten Gleiter mit enormen Kraftreserven schätzen. Zudem fühlten wir uns, beschützt und maßgeregelt von klugen Assistenten, in der edlen Stube gut aufgehoben: Der A4 stellt unter Beweis, wie sich analoge Elemente perfekt mit den digitalen Instrumenten so
wie dem Bildschirm des Infotainments kombinieren lassen.
In der Zeit des Dauerlaufs machte die Limousine keinen Muckser, sieht man von einem Schwächeanfall der Software ab. Auf der gesamten Strecke gönnte sich die Maschine außertourlich drei Liter Motoröl, dazu bunkerten wir Adblue – insgesamt griffen wir sechsmal zum 10-LiterKanister.
Beim 30.000-Kilometer-Service waren nur die Wartungsarbeiten zu erledigen (507 Euro). Als Businesslimousine bleibt der Audi Benchmark. Dafür ist der stolze Preis zu akzeptieren, wobei unser Testwagen top bestückt war. Jedenfalls: Der A4 ist Kern und Herzstück der Marke. Und er wird es wohl auch als A5 – wie er künftig heißen wird – sein, ehe Audi den Schalter auf elektrisch dreht.