Eine mahnende Säule ohne Polka
Der KAC reist mit breiter Brust nach Salzburg. Auch weil sich Rotjacken-Spieler wie Jan Muršak nicht beirren lassen.
inige Menschen lesen Horoskope. Ob aus Gewohnheit, aus Unterhaltung oder weil sie einen täglichen Kompass benötigen. Jan Muršak legt sein Schicksal ungern in fremde Hände, steuert sein Leben selbst. Der Slowene lebt nach dem Grundsatz, dass jede Handlung zu Konsequenzen führt. Vielleicht trifft er deshalb jeden Tag als erster RotjackenAkteur in der Kabine ein. Gnadenlos zu sich selbst und vorbildlich sowie fordernd gegenüber seinen Teamkollegen.
Dafür wird er geschätzt und das mag die Basis für seine Exzellenz auf dem Eis liefern. Sagenhafte 58 Scorerpunkte sammelte der 36-jährige Stürmer in bisher 51 KAC-Einsätzen. Für seinen besten Freund und Ex-Rotjacken-Verteidiger Mitja Robar kein Zufall. „Ich wusste sofort, dass er in Klagenfurt einschlagen wird. Er ist durch und durch Profi.“So etwas wie die einstige KAC-Kabinenpolka „Ti moja rožica“lockt den Slowenen eher nicht aus der Reserve. Sein Herz schlägt für seine beiden Rottweiler sowie den Radsport: Muršak gilt als großer Fan von Tadej Pogačar sowie Primož Roglič.
Ewie er sprechen nicht gerne über sich. Muršak ist es merklich unangenehm, wenn er auf seine Qualitäten hingewiesen wird. Meist zeigt er sich
Muršak und Robar (links) bei der Berner-Meisterparty
in diesem Zusammenhang wortkarg, verzichtet – wie auf dem Eis – auf Verspieltheit, rückt das Team in den Vordergrund, verzichtet auf ausschweifende Formulierungen. Etwa, um die aktuelle Situation im Finale (2:1-Serienführung gegen Salzburg) zu beschreiben: „Es ist schön, bedeutet aber nichts. Wir brauchen vier Siege, also noch zwei. Wir dürfen uns keinesfalls in Sicherheit wegen, nur weil wir einen Sieg mehr haben als Salzburg. Alle Spiele sind ziemlich eng, bisher haben Kleinigkeiten entschieden. Wir wissen, worauf es ankommt und wollen das in den nächsten Auftritten wieder zeigen.“Und der Stürmer, der sich 2019 mit dem
SC Bern zum Schweizer Meister küren konnte, weiß, wovon er spricht.
Bereits angezählt wirkte Salzburg in den letzten beiden Duellen. Allen voran deren Keeper Atte Tolvanen. Die Vermutung liegt nahe, dass KAC-Goaliecoach Andrej Hebar die Schwächen des strauchelnden Finnen, der die Bullen bereits zwei Spiele gekostet hat, entschlüsseln konnte. Bei den abgegebenen Rotjacken-Schüssen ist ein klares Muster erkennbar.
Mit einem Wechsel zu ZweierKeeper David Kickert muss jederzeit gerechnet werden. „Natürlich spielen taktische Feinheiten eine Rolle. Man ver
gleicht. Sie schauen auf uns, wir bereiten uns auf die Salzburger vor. Aber es wäre überheblich, zu behaupten, dass wir die Lösung gefunden hätten. Wir spielen einfach Eishockey und sehen am Ende, was dabei herauskommt, wer es mehr verdient“, hält sich Muršak bedeckt.
Während in den beiden Playoff-Serien des KAC davor der erste erzielte Treffer eine maßgebliche Rolle für den späteren Spielausgang geliefert hat, scheint diese Regel nun außer Kraft gesetzt. In den beiden letzten Auftritten gelang es den Klagenfurtern, jeweils einen Rückstand zu egalisieren und in einen Sieg zu verwandeln. „Ein Spiel verliert man nicht in den ersten fünf, zehn Minuten. Die Frage lautet immer, wie man auftritt. Natürlich ist es härter, sich zurückzukämpfen“, meint der Slowene, der fordert, ab sofort von Beginn an hellwach zu sein.
Welcher Rolle er selbst dabei spielt? Muršak: „Viele sehen nur Scorerpunkte. Doch speziell im Play-off und in meinem Alter zählt die Gesamtheit. Mein Fokus konzentriert sich auf beide Seiten des Eises, vorne und hinten. Ich bereite mich auf jedes einzelne Spiel vor, gebe alles.“
Im Gegensatz zu Horoskopen lässt der KAC-Stürmer eben keinen Interpretationsspielraum offen.
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