Die Liga und ihre Dünnhäutigkeit
Peter Schneider muss 5000 Euro Strafe zahlen. Weil sich die Liga humorlos zeigt.
blieben nach der Schlusssirene vielleicht 30 Sekunden Zeit. Um sich nach einer heißen Partie sowie einer bitteren Niederlage gefasst vor die Kameras zu stellen. Das ist Teil seines Jobs, den der Salzburg-Profi vielleicht besser versteht als andere Mitstreiter. Vielleicht schwang Frustration mit, vielleicht sprach aus ihm auch Adrenalin. Aber immerhin war der Satz authentisch: „Ich verstehe schon, dass die Liga nicht unbedingt will, dass Salzburg drei Mal hintereinander gewinnt“, sagte der Wiener mit einem verschmitzten Lächeln und antwortete in der Folge gewohnt professionell. Schon während der gesamten Partie schienen die Roten Bullen mit RefereePfiffen nicht einverstanden.
Diese eine Scharfzüngigkeit allerdings genügte der ICE-Hockey League, um umgehend die Rechtskommission einzuschalten. Schneider war schnell entlarvt, die Urteile mehrheitlich gebildet. Die Worte sowie der Videoausschnitt verbreiteten sich via Internet wie ein Lauffeuer. Jeder Kommentar, jeder Like – es erweiterte den Empfängerkreis und dürfte die ligainterne Empörung erhöht haben. ann dieser eine Satz die Integrität der Liga beschädigen? Juristen der Liga-Rechtskommission bejahten dies und belegten den Salzburg-Stürmer mit einer drakonischen Geldstrafe von 5000 Euro (das Zehnfache des üblichen Tarifs
PKbei Attacken mit Verletzungsfolgen) – für manche Spieler 20 Prozent des Jahresgehalts. Kein Pappenstiel, falls sich jemand zukünftig eine flapsige Bemerkung nicht verkneifen kann. Vielleicht hätte eine Verwarnung oder sogar ein unterhaltsamer Konter genügt. Ob bezahlt wird, wer bezahlt (Klub oder Spieler) und wohin das Geld wandert oder ob dies nur ein öffentlichkeitswirksames Manöver ist, bleibt offen. n ihrer verletzten Eitelkeit hat sich die reflexartig agierende Liga (un-)absichtlich einen Bärendienst erwiesen. „Das Produkt“, wie Eishockey hinter den Kulissen gerne bezeichnet wird, lebt von seinen Charakteren, von seinen Protagonisten, die vergleichsweise unterbezahlt ihre Knochen hinhalten (und öffentlich gescholten werden). Ihnen sollte man ab und zu eine Meinung zugestehen. Vor allem in einem Finale, im Kampf um den Meisterpokal. Typen mit Ecken und Kanten sind gefragt. Aber wehe, diese erheben tatsächlich das Wort abseits des genormten Sprechs. chneider und Co sind die Zugpferde des österreichischen Eishockeys. Sie vermarkten das Produkt. Und ihnen soll auch erlaubt sein, in der Hitze des Gefechts etwas „Falsches“zu sagen. Das würde den Unterhaltungswert, die Spannung, das Interesse heben. Und dann, so viel sei prophezeit, müsste die ICE Hockey League nicht ständig bettelnd nach TV-Partnern suchen.
IS
A. Lustenau – Altach Samstag, 17.00
ImmoAgentur-Stadion, Altmann, Sky.
WAC – Austria Wien Samstag, 17.00
Lavanttal-Arena, Gishamer, Sky.
WSG Tirol – BW Linz Samstag, 17.00
Tivoli, Hameter, Sky.
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