Hamster, Wölfe, Bären, Kinder
Für Wölfe, Bären, Hamster wird laut gekämpft. Und für Samir, Maha oder Paul?
er ist wofür verantwortlich? Eine Frage, die eine langjährige Leserin, eine Lehrerin, seit Jahren beschäftigt. Vor allem dann, wenn sie über Appelle und Schuldzuweisungen stolpert. Wie über jene, dass im Grunde die Schule, also sie als Lehrerin, oder der sozioökonomische Hintergrund „ihrer“Kinder verantwortlich für Chancenlosigkeit seien. Stimme alles ein wenig, aber greife viel zu kurz. Wie auch die Kritik einer Studienautorin, dass „das Vermögen der Eltern über ein gelingendes Leben entscheidet“.
Was sie entgegenhält? Dass auch eine gebürtige Bosnierin mit nicht vermögenden Eltern als Migrantin studieren und Justizministerin werden kann. Vermögende Haushalte sollen sich mehr um ihre Kinder kümmern? Könnte auch als hochnäsige Vorwurfsmoral empfunden werden. Entscheidend, sagt diese Lehrerin, wären mehr Kindergärten, Sprachlehrerinnen, aber auch das Engagement der Eltern. Einem Kind vorlesen könne jeder. Jedenfalls ist sie überzeugt, dass allein das Vermögen nicht über ein gelingendes Leben entscheidet.
Ja, Statistik und PISA-Studie widersprechen da vehement. Und die Arbeiterkammer wird ihr zu Recht vorrechnen, wer sich Nachhilfe leisten kann und wer nicht. Ob Samir je die Chance auf ein gelingendes Leben hat? Ob er seine Begabungen je umsetzen wird können? Wer ist verantwortlich dafür, dass in Wien von 20.000 Erstklässlern siebentausend Kinder nicht ausreichend Deutsch verstehen, um dem Unterricht folgen zu können? Ob sie gerade erst nach Österreich gekommen sind? Knapp 70 Prozent von ihnen sind bereits in Österreich geboren. Und die Reaktion darauf, dass diese Kinder mit sechs Jahren noch nicht ausreichend Deutsch können? Dass diese Erwachsenen von morgen mit Rucksäcken starten, die sie kaum je mehr abwerfen können? Stille im Land. as Kindern zu wünschen wäre? Ebenso laute Fürsprecher, wie jene, die für Umwelt, Wölfe, Bären oder Feldhamster eintreten, jene Hamster, die nach einem EuGH-Erkenntnis darauf pochen können, dass nicht nur ihre Fortpflanzungsstätte, sondern auch das „gesamte Umfeld“geschützt werden muss. Ob sich da zu viele bereits mehr den Kopf zerbrechen über den Schutz von Wölfen, Bären, Hamstern als über fehlende Zukunftschancen von Kindern und die Folgen für das gesamte Sozialsystem?
WW