Beförderung als Geste der Versöhnung
Der Benedikt-Vertraute soll zum apostolischen Nuntius werden.
as Verhältnis zwischen Papst Franziskus und Erzbischof Georg Gänswein gilt seit Jahren als belastet. Im Vatikan vermutete man, dass der emeritierte Papst Benedikt XVI sich durch den Einfluss Gänsweins zu kirchenpolitischer Kritik an Franziskus Kurs hinreißen hat lassen. Umso überraschender scheint es, dass Franziskus den 67-Jährigen nun zum apostolischen Nuntius ernennen will, wie die argentinische Zeitung „La Nación“schrieb. Nach dem „Exil“ohne Auftrag in Freiburg soll Gänswein den prestigereichen Posten als Botschafter des Heiligen Stuhls erhalten. Wo genau Gänswein als Nuntius hinziehen soll, sei noch nicht entschieden worden. Der Beschluss des Papstes sei eine Geste der „Barmherzigkeit“, um eine Kontroverse zu beenden, berichtete das Blatt.
Als Privatsekretär und enger Vertrauter von Benedikt kümmerte sich Gänswein bis zu dessen Tod 2022. Der Deutsche war als Präfekt schon im Jahr 2020 dauerhaft von Papst Franziskus
Dbeurlaubt worden. Im Vatikan hatte er keine offizielle Funktion mehr. In einem Interview hatte Franziskus Gänswein gar einen „Mangel an Menschlichkeit“vorgeworfen und ihn beschuldigt, den deutschen Papst „benutzt“und Unwahrheiten verbreitet zu haben. Für Empörung sorgte im Vatikan, dass Gänswein kurz nach Benedikts Tod ein Buch („Nichts als die Wahrheit“) über diesen herausbrachte und es offensiv bewarb.
Geboren im Schwarzwald, ging es für Gänswein bald nach Rom, wo er an der „Gregoriana“Theologie und Philosophie studierte. Mitte der 1990erJahre folgte der endgültige Ruf in den Vatikan, wo ihn nach wenigen Monaten Joseph Ratzinger, damals noch Kardinal, in die Kongregation für Glaubenslehre holte.
Der einst als „George Clooney des Vatikans“bezeichnete Geistliche machte auch mit seinem Äußeren von sich reden. 2013 erschien er etwa am Cover von „Vanity Fair“– untertitelt mit „Schön zu sein, ist keine Sünde“.