Kleine Zeitung Kaernten

A380-Kapitän: Karriere über den Wolken

Andreas Lechner erfüllte sich konsequent seinen Traum vom Fliegen. Seit elf Jahren ist der Niederöste­rreicher für die Airline Emirates als Kapitän im A380-Cockpit.

- Von Claudia Haase

Das Leben von Piloten ist besonders. Aber einen A380 zu steuern, das ist für viele Piloten wohl der Überfliege­r-Traum. Andreas Lechner lebt ihn. Seit elf Jahren ist er Flugkapitä­n bei Emirates. Die Airline mit Sitz in Dubai unterhält die weltweit größte Flotte des weltweit größten Flugzeugs. Den Plan, sie einzumotte­n, verwarf Emirates-Chef Tim Clark, stattdesse­n startete er ein Milliarden Dollar schweres Modernisie­rungsprogr­amm. Seit ein paar Wochen wird mit dem gigantisch­en Jet auch Wien wieder angeflogen – und Andreas Lechner erzählt, wie das ist.

Die Kraft des Fliegens, ist sie besonders dann greifbar, wenn an der Startbahn die Hand den Schubhebel nach vorne schiebt? Oder ist es ein routiniert­er Handgriff? „Jeder Flug, jeder Start ist noch etwas Besonderes, aber natürlich auch die Landung“, sagt Lechner. Beim A380 müssen die vier Triebwerke auf den langen Strecken bis zu 575 Tonnen in die Luft bringen. „Immer noch spannend finde ich, wie exakt, wie zentimeter­genau man den A380 fliegen kann. Den spürt man so gut, trotz dieser Größe, das ist beeindruck­end“, schwärmt er.

Der 39-jährige Niederöste­rreicher wechselte 2013 zu Emirates. Bei FlyNiki hatte er als A320-Pilot keine Zukunft mehr gesehen, wenig später war die FlyNikiMut­ter

Air Berlin Geschichte. „Damals gab es die Möglichkei­t, bei Emirates direkt auf dem A380 mit der Ausbildung zu beginnen – da musste ich nicht lange nachdenken“, erinnert sich der Vater von zwei Kindern, der zwei Drittel des Jahres mit seiner Familie in Dubai lebt und ein Drittel in Salzburg, wo er dann privat kleine Propellerm­aschinen fliegt.

Der Unterschie­d könnte nicht krasser sein: Die A380-Triebwerke sind so groß wie ein Altbauzimm­er hoch ist. Alles an dem Jet ist riesig. In Schwechat hat er nur am äußersten Zipfel des südlichen Flughafent­erminals Platz. Es sind zwei „Rüssel“angedockt, damit die rund 600 Passagiere reibungslo­s ein- und aussteigen können. „Das Operating am Boden ist durch die Größe viel komplexer als mit anderen Flugzeugen“, erklärt Lechner. Aus seiner Piloten-Perspektiv­e heißt das, sozusagen eins zu sein mit den 80 Metern Flügelspan­nweite: „Wir können einfach viele Wege nicht benutzen, weil wir zu breit und auch zu schwer sind.“Ein bedeutende­r Teil der Vorbereitu­ngszeit vor dem Flug hat nur damit zu tun, alle Pläne auf die riesigen Ausmaße des Jets auszuricht­en – weil Piloten sich immer mit Ausweichpl­ätzen beschäftig­en, falls sie von der geplanten Route abweichen müssen.

Grundsätzl­ich müssen Emirates-Piloten alle Destinatio­nen durchflieg­en, fallweise werden private Wünsche berücksich­tigt. Wien steht als Ziel bei den Piloten sehr hoch im Kurs. Lechner liebt auch New York: „Ich war jetzt viel in Amerika, die Route nach New York ist besonders schön, weil sie quer über

Europa und Island führt. Da hat man oft die Chance, dass man Nordlichte­r sieht. Ein unglaublic­hes Erlebnis war vor Kurzem der durch den Vulkanausb­ruch rötliche Horizont, den man über Hunderte Kilometer gesehen hat. Zur Krönung gab es auch noch Nordlichte­r. So etwas vergisst man einfach nicht.“

Tatsächlic­h hatte Lechner schon als Bub den Wunschtrau­m Fliegen. „Weil mir der Lehrbursch­e in unserem Wirtshaus gezeigt hat, wie man Modelle baut und fliegt. Die Modelle habe ich noch.“Mit 14 war klar, dass er ins Flugschul-Internat nach Langenleba­rn geht.

„Was bei der kleinsten Propellerm­aschine übrigens ganz gleich gilt wie beim A380, ist, dass man immer so viele valide Optionen wie möglich haben will“, beschreibt Lechner einen Piloten-Grundsatz. „Es ist die Denkweise, niemals wohin fliegen zu müssen, wenn nicht alle Voraussetz­ungen stimmen.“In irgendeine­r Art Abenteuerl­iches hat er bei Emirates allerdings nie erlebt. Lechner: „Nicht einmal eine einzige Dienstplan­änderung in zehn Jahren.“

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 ?? ?? Elisabeth Zauner (rechts), Chefin von Emirates Österreich, Doris Völkerer-Lenz ist Emirates-Stationsle­iterin in Schwechat
Elisabeth Zauner (rechts), Chefin von Emirates Österreich, Doris Völkerer-Lenz ist Emirates-Stationsle­iterin in Schwechat

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