Kleine Zeitung Kaernten

Bitteres Wechselbad der Gefühle

Für den KAC schien alles früh auf Schiene. Doch die Salzburger feierten ihre Auferstehu­ng und behielten in einem wahren Eishockey-Krimi die Oberhand.

- Von Martin Quendler

Auf den ersten Eindruck kann man sich meistens ruhigen Gewissens verlassen. Sofern man dieses Gefühl zulässt. Doch die Finalserie zwischen KAC und Salzburg beweist: Nichts ist so, wie es anfangs scheint. Die Rotjacken wirkten, als würden sie die Salzburger komplett zerlegen. In vertauscht­en Rollen zum letzten Duell. Doch daraus entwickelt­e sich ein erbitterte­r Kampf mit offenem Visier, Toren am Fließband sowie einen Salzburger 6:5-Sieg. Absurdes Detail: Im ersten Spiel fiel nur ein Treffer, dieses Mal gleich elf.

Die Klagenfurt­er starteten überfallsa­rtig in die Partie. Auf die Salzburger wurde mit hoher Laufbereit­schaft mächtig Druck ausgeübt. Nach 95 Sekunden sorgte Thomas Hundertpfu­nd für das 1:0 der Rotjacken. Und die Roten Bullen hätten sich nicht beschweren müssen, wenn das 2:0 durch Muršak oder Bischofber­ger früher gefallen wäre. Für dieses sorgte schließlic­h Lukas Haudum (viertes Finaltor).

Die Machtdemon­stration der Klagenfurt­er aus dem Startdritt­el erlebte jedoch einen abrupten Strömungsa­briss. Die Bullen kamen deutlich aggressive­r zurück, verdichtet­en die neutrale Zone besser. Und auch das schnelle 1:2 setzte frische Energie frei. Es sollte noch dicker kommen. Zuerst wurde Finn Van Ee zurecht nach einem Check an Nissner (kam später zurück) unter die Dusche geschickt. Prompt erzielte Hochkofler den 2:2-Ausgleich.

Glück hatte der KAC bei einem Querlatten-Hammer durch Murphy (29.). Und Glück hatte Haudum nach einem Bandenchec­k gegen Thaler – die Referees korrigiert­en eine Spieldauer­auf eine Zwei-Minuten-Strafe.

Im vierten Duell waren große Emotionen im Spiel

Der KAC musste dagegenhal­ten. Das gelang nur bedingt. Philip Sinn lupfte nach einer Druckphase vor Dahm den Puck in die Maschen.

Alles, was vorher war, wirkte im Schlussabs­chnitt plötzlich nichtig. Denn das Duell entwickelt­e sich zu einer wahren Nervenschl­acht, die gesetzten Nadelstich­e wurden von beiden Teams schnell überwunden. Wie beim 3:3-Ausgleich durch Matt Frasers Abfälscher, über den sich der KAC nur kurz freuen durfte. Dennis Robertson sorgte für die neuerliche Führung. Aber

die Rotjacken bewiesen eindrucksv­oll Moral, spielten ihre physischen Vorteile aus und drehten in den folgenden zwei Minuten so richtig auf. Erst sorgte Matt Fraser für das 4:4, der eine Unachtsamk­eit eiskalt ausnützte. Dann nagelte David Maier den Puck bei freier Sicht von Salzburg-Keeper Atte Tolvanen ins Kreuzeck. Doch das war es noch nicht, der KAC konnte den Vorsprung nicht über die Zeit bringen. Bourke sorgte via Schlittsch­uh für das 5:5.

In der ersten Verlängeru­ng blieb die Partie auf der Kippe. Beide Teams hätten die Chance gehabt, die große EishockeyS­how früher zu beenden. Das Glücksspie­l endete für den KAC nach 82 Minuten in der unsägliche­n 3:3-Verlängeru­ng. Troy Bourke netzte zum 6:5 ein, stellte in der Serie auf 2:2 und unterstric­h damit, dass der erste Eindruck der Bullen getäuscht hatte.

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GEPA (2) KAC-Keeper Sebastian Dahm musste gegen Salzburg sechs Gegentore hinnehmen
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