Bitteres Wechselbad der Gefühle
Für den KAC schien alles früh auf Schiene. Doch die Salzburger feierten ihre Auferstehung und behielten in einem wahren Eishockey-Krimi die Oberhand.
Auf den ersten Eindruck kann man sich meistens ruhigen Gewissens verlassen. Sofern man dieses Gefühl zulässt. Doch die Finalserie zwischen KAC und Salzburg beweist: Nichts ist so, wie es anfangs scheint. Die Rotjacken wirkten, als würden sie die Salzburger komplett zerlegen. In vertauschten Rollen zum letzten Duell. Doch daraus entwickelte sich ein erbitterter Kampf mit offenem Visier, Toren am Fließband sowie einen Salzburger 6:5-Sieg. Absurdes Detail: Im ersten Spiel fiel nur ein Treffer, dieses Mal gleich elf.
Die Klagenfurter starteten überfallsartig in die Partie. Auf die Salzburger wurde mit hoher Laufbereitschaft mächtig Druck ausgeübt. Nach 95 Sekunden sorgte Thomas Hundertpfund für das 1:0 der Rotjacken. Und die Roten Bullen hätten sich nicht beschweren müssen, wenn das 2:0 durch Muršak oder Bischofberger früher gefallen wäre. Für dieses sorgte schließlich Lukas Haudum (viertes Finaltor).
Die Machtdemonstration der Klagenfurter aus dem Startdrittel erlebte jedoch einen abrupten Strömungsabriss. Die Bullen kamen deutlich aggressiver zurück, verdichteten die neutrale Zone besser. Und auch das schnelle 1:2 setzte frische Energie frei. Es sollte noch dicker kommen. Zuerst wurde Finn Van Ee zurecht nach einem Check an Nissner (kam später zurück) unter die Dusche geschickt. Prompt erzielte Hochkofler den 2:2-Ausgleich.
Glück hatte der KAC bei einem Querlatten-Hammer durch Murphy (29.). Und Glück hatte Haudum nach einem Bandencheck gegen Thaler – die Referees korrigierten eine Spieldauerauf eine Zwei-Minuten-Strafe.
Im vierten Duell waren große Emotionen im Spiel
Der KAC musste dagegenhalten. Das gelang nur bedingt. Philip Sinn lupfte nach einer Druckphase vor Dahm den Puck in die Maschen.
Alles, was vorher war, wirkte im Schlussabschnitt plötzlich nichtig. Denn das Duell entwickelte sich zu einer wahren Nervenschlacht, die gesetzten Nadelstiche wurden von beiden Teams schnell überwunden. Wie beim 3:3-Ausgleich durch Matt Frasers Abfälscher, über den sich der KAC nur kurz freuen durfte. Dennis Robertson sorgte für die neuerliche Führung. Aber
die Rotjacken bewiesen eindrucksvoll Moral, spielten ihre physischen Vorteile aus und drehten in den folgenden zwei Minuten so richtig auf. Erst sorgte Matt Fraser für das 4:4, der eine Unachtsamkeit eiskalt ausnützte. Dann nagelte David Maier den Puck bei freier Sicht von Salzburg-Keeper Atte Tolvanen ins Kreuzeck. Doch das war es noch nicht, der KAC konnte den Vorsprung nicht über die Zeit bringen. Bourke sorgte via Schlittschuh für das 5:5.
In der ersten Verlängerung blieb die Partie auf der Kippe. Beide Teams hätten die Chance gehabt, die große EishockeyShow früher zu beenden. Das Glücksspiel endete für den KAC nach 82 Minuten in der unsäglichen 3:3-Verlängerung. Troy Bourke netzte zum 6:5 ein, stellte in der Serie auf 2:2 und unterstrich damit, dass der erste Eindruck der Bullen getäuscht hatte.