Kleine Zeitung Kaernten

Kapitäne im Alltagsmee­r

Die deutsche Band Kettcar ist wieder da. „Gute Laune ungerecht verteilt“wirft im Meer des Lebens den Anker der Hoffnung aus.

- Andreas Kanatschni­g

Kettcar ist der Prototyp der Selbstermä­chtigung. Als die Band Anfang der 2000er kein Label fand, gründete sie mit den Kollegen von Tomte „Grand Hotel van Cleef“. Sieben Jahre ist es jetzt her, dass die Hamburger uns mit ihrem Sound bereichert haben. Jetzt sind sie wieder da: „Gute Laune ungerecht verteilt“ist so typisch Kettcar, wie man es gerade braucht.

Der politische Lack ist bei Marcus Wiebusch (Gesang, Gitarre), Lars Wiebsuch (Keyboard, Gesang), Christian Hake (Schlagzeug), Erik Langer (Gitarre, Gesang) und Reimer Bustorff (Bass, Gesang) noch lange nicht abgegangen. Es gibt die typischen „Deiche“-Stücke (wie einer ihrer großen Hits heißt), den punkigen Anstrich aus den Zeiten

von Rantanplan und ...But Alive (beides Vorgängerp­rojekte) und es gibt Neues. Im Opener „Auch für mich 6. Stunde“geht der Vorhang auf und Kettcar bereiten die Bühne: „Mittelmeer, Massengrab, so traurig hier, zynisch da.“Wiebusch und Bustorff (die sich das Texten teilen) kommentier­en das, was zählt und berührt. Man verliert sich gleich und gerne im KettcarSou­nd.

„München“wiederum präsentier­t sich dreckiger, roher, mit etwas mehr Punk-Crunch – ...But Alive lässt grüßen. Die Gitarren schrammen: „Mein Herz ist ein totgeschla­genes Robbenbaby.“

Ein gelungenes Album, das wieder zeigt: Wiebusch und Bustorff gehören zu den besten Geschichte­nerzählern im deutschen Musikraum. Sie bleiben Meister der Alltagspoe­sie, wie im Song „Rügen“: „Ohne Kinder ab nach Rügen. Und die kurz geparkt bei Oma.“Oder einfach nur „Ein Bengalo in der Nacht“entzünden und „Den Horizont erreichen“. Sie bleiben hoffnungsv­oll und lassen sich nicht beirren, auch wenn sie wissen, dass selbst „Gute Laune ungerecht verteilt“ist.

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Kettcar. Gute Laune ungerecht verteilt. Grand Hotel van Cleef

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