Kapitäne im Alltagsmeer
Die deutsche Band Kettcar ist wieder da. „Gute Laune ungerecht verteilt“wirft im Meer des Lebens den Anker der Hoffnung aus.
Kettcar ist der Prototyp der Selbstermächtigung. Als die Band Anfang der 2000er kein Label fand, gründete sie mit den Kollegen von Tomte „Grand Hotel van Cleef“. Sieben Jahre ist es jetzt her, dass die Hamburger uns mit ihrem Sound bereichert haben. Jetzt sind sie wieder da: „Gute Laune ungerecht verteilt“ist so typisch Kettcar, wie man es gerade braucht.
Der politische Lack ist bei Marcus Wiebusch (Gesang, Gitarre), Lars Wiebsuch (Keyboard, Gesang), Christian Hake (Schlagzeug), Erik Langer (Gitarre, Gesang) und Reimer Bustorff (Bass, Gesang) noch lange nicht abgegangen. Es gibt die typischen „Deiche“-Stücke (wie einer ihrer großen Hits heißt), den punkigen Anstrich aus den Zeiten
von Rantanplan und ...But Alive (beides Vorgängerprojekte) und es gibt Neues. Im Opener „Auch für mich 6. Stunde“geht der Vorhang auf und Kettcar bereiten die Bühne: „Mittelmeer, Massengrab, so traurig hier, zynisch da.“Wiebusch und Bustorff (die sich das Texten teilen) kommentieren das, was zählt und berührt. Man verliert sich gleich und gerne im KettcarSound.
„München“wiederum präsentiert sich dreckiger, roher, mit etwas mehr Punk-Crunch – ...But Alive lässt grüßen. Die Gitarren schrammen: „Mein Herz ist ein totgeschlagenes Robbenbaby.“
Ein gelungenes Album, das wieder zeigt: Wiebusch und Bustorff gehören zu den besten Geschichtenerzählern im deutschen Musikraum. Sie bleiben Meister der Alltagspoesie, wie im Song „Rügen“: „Ohne Kinder ab nach Rügen. Und die kurz geparkt bei Oma.“Oder einfach nur „Ein Bengalo in der Nacht“entzünden und „Den Horizont erreichen“. Sie bleiben hoffnungsvoll und lassen sich nicht beirren, auch wenn sie wissen, dass selbst „Gute Laune ungerecht verteilt“ist.