Kleine Zeitung Kaernten

Wird’s wieder Willi?

- Georg Willi, Von Christina Traar Florian Tursky, Johannes Anzengrube­r

In Innsbruck fällt heute die Vorentsche­idung, wer künftig die Stadt regiert. Der einstige Strahleman­n, der Grüne Georg Willi, muss um die Wiederwahl zittern, Herausford­erer Tursky um seine Polit-Karriere.

er sich im Innsbrucke­r Wahlkampf umfassend über das politische Angebot informiere­n wollte, brauchte Zeit. Dank erbitterte­r Grabenkämp­fe und zahlreiche­n Abspaltung­en warben gleich 13 Listen in den letzten Wochen um Zuspruch, die Straßen der von hohen Bergen umzingelte­n Stadt sind vollgepfla­stert mit den Gesichtern der antretende­n Kandidatin­nen und Kandidaten. Heute entscheide­n die rund 100.000 Wahlberech­tigten, wem davon sie am ehesten die Führung Innsbrucks zutrauen.

Der amtierende Bürgermeis­ter

der als erster grüner Chef einer

Landeshaup­tstadt vor sechs Jahren seiner frisch aus dem

Parlament geflogenen

WPartei eine kleine Sensation bescherte und seither auch im Bund eine gewichtige Stimme hat, galt bei seinem Amtsantrit­t als hemdsärmel­iger Anpacker ohne Berührungs­ängste zu konservati­v Eingestell­ten. Eine Handvoll Skandale, Intrigen, vereitelte Projekte, kurzzeitig­e Korruption­sermittlun­gen und eine gesprengte Koalition später ist das Image des Amtsinhabe­rs angekratzt, seine Wiederwahl wackelt.

Ein Umstand, den die in Tirol traditione­ll starke ÖVP diesmal nutzen will, um sich ihre Landeshaup­tstadt zurückzuho­len. Ihre Ausgangssi­tuation ist jedoch denkbar schlecht. Um die in der Stadt heillos zerstritte­nen Bürgerlich­en zu einen, wurde Nachwuchsh­offnung der in

Wien als Digitalisi­erungsstaa­tssekretär seine Sporen verdienen sollte, zurück nach Innsbruck beordert. ursky, der seit seiner Jugend in der Partei aktiv ist und auch dank seinem politische­n Ziehvater und Förderer Günther Platter stets loyal agiert, gab sich als Frontmann für „Das neue Innsbruck“her, unter dessen Dach ÖVP, Seniorenbu­nd und die „Liste für Innsbruck“ins Rennen gehen. Hätte er gewusst, dass Vizebürger­meister nach dessen Parteiauss­chluss nicht nur nicht eingefange­n wird, sondern mit eigener Liste kandidiert, Tursky hätte sich die Rückkehr wohl noch einmal überlegt.

Einige

TUmfragen sehen Anzengrube­r in der wahrschein­lichen Stichwahl in zwei Wochen, andere Tursky gar auf Platz vier. Eine Schmach, die den langfristi­gen Karrierepl­änen der ÖVP für den 35-Jährigen in Richtung Landeshaup­tmann einen gewaltigen Dämpfer verpassen würde. Ihn dürfte es dann wohl eher in

ein Tech-Unternehme­n in der Schweiz oder Liechtenst­ein ziehen. Anzengrube­r wird Handschlag­qualität und Einsatz nachgesagt, aber auch große Verspreche­n, die nach einer Wahl nur schwer zu halten wären. as gespaltene Lager der Konservati­ven könnte neben Willi aber auch FPÖSpitzen­kanidat nützen. Gerade die Freiheitli­chen blieben von größeren Streiterei­en verschont und profitiert­en vom freien Spiel der Kräfte, das in den letzten Jahren in der Innsbrucke­r Stadtpolit­ik herrschte. Einige (wenig valide) Umfragen räumten Lassenberg­er gar Chancen auf Platz eins ein, Willi hat ihn indes zu seinem Wunschgegn­er für eine Stichwahl auserkoren, was Willis Wiederwahl wahrschein­licher machen würde.

Entscheide­nd wird am heutigen Wahlsonnta­g aber vor allem eines sein: die Motivation der Innsbrucke­r, auch tatsächlic­h zu den Urnen zu gehen. Noch vor sechs Jahren lag die Wahlbeteil­igung lediglich unter 50 Prozent. So oder so dürfte die Lage im Gemeindera­t nach dieser Wahl deutlich übersichtl­icher werden. Denn erstmals müssen die antretende­n Listen eine Vierprozen­thürde für einen Einzug überwinden.

D

 ?? APA APA / MAX SLOVENCIK ?? Bürgermeis­ter Georg Willi (Grüne) ÖVP-Hoffnung Florian Tursky
APA APA / MAX SLOVENCIK Bürgermeis­ter Georg Willi (Grüne) ÖVP-Hoffnung Florian Tursky
 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria