Kleine Zeitung Kaernten

Recycling quer durch die Jahrhunder­te

Ab Donnerstag zeigt die Universitä­tsbiblioth­ek eine der ältesten Handschrif­ten einer Heiligenle­gende der Welt. Sie ist auf Pergaments­treifen aus dem 6. Jahrhunder­t erhalten.

- Von Marianne Fischer

Die älteste Handschrif­t einer Heiligenle­gende in österreich­ischen Bibliothek­en und wohl unter den drei ältesten weltweit: An der Klagenfurt­er Universitä­tsbiblioth­ek befindet sich ein bibliophil­er Schatz mit einer spannenden Vergangenh­eit, die von Süditalien über St. Paul bis nach Klagenfurt führt. Ab Donnerstag wird er in der Reihe „Kostbarkei­ten“gezeigt und dabei auch die wechselvol­le Geschichte aufgerollt: „Seit 1500 Jahren geht das gute Stück nun schon um die Welt“, sagt Christa Herzog, Leiterin der Sondersamm­lungen.

Das „gute Stück“besteht aus dreizehn Pergaments­treifen, die mittels neuester technische­r

Verfahren auf das sechste Jahrhunder­t datiert worden sind. Oder, wie es Eckhard Wirbelauer formuliert: „Die Tiere, die hierfür ihre Häute hergaben, haben vielleicht sogar noch römische Kaiser in Italien erlebt.“Der an der Universitä­t Straßburg lehrende Althistori­ker hat sich zusammen mit dem Augsburger Theologen Matthias Simperl intensiv mit den Fragmenten beschäftig­t, beide werden bei der Eröffnung einen Vortrag halten und demnächst eine gemeinsame Veröffentl­ichung vorlegen.

Aber von Anfang an: Erstmals beschriebe­n wurden die vier in Fragmenten erhaltenen Doppelblät­ter wohl zwischen den Jahren 500 und 550, damals waren es noch zwei Handschrif­ten. Eine

davon enthielt einen bisher unbekannte­n Matthäus-Kommentar, über den Simperl eine weitere Veröffentl­ichung vorlegen wird, die zweite die Legende des Heiligen Silvester, die fälschlich­erweise erzählt, dass Silvester als Bischof von Rom Kaiser Konstantin getauft und damit vom Aussatz geheilt habe. Für die Legende ist Wirbelauer Experte: „Sie war im Mittelalte­r ein Bestseller, aber hier sind wir zum ersten Mal ganz nah an der Entstehung dran.“

Im 10. Jahrhunder­t wurden die beiden Handschrif­ten, die in derselben Bibliothek gelandet sein müssen, abgewasche­n: „Ich denke, das hat man gemacht, weil sie beschädigt waren“, vermutet Wirbelauer. Die vier Doppelblät­ter wurden nun zusammenge

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