Kleine Zeitung Kaernten

Die arabischen Staaten sind skeptisch

Israel liebäugelt mit breitem Bündnis gegen Teheran. Die arabischen Staaten wollen Krieg verhindern, aber sich nicht binden.

- Thomas Seibert, Istanbul

rabische Staaten leiden wirtschaft­lich seit Ausbruch des Gazakriege­s unter dem Konflikt in der Region: Die Touristen bleiben weg, was Staaten wie Jordanien und Ägypten hart trifft. Wichtige Handelsrou­ten wie die Schifffahr­tswege durch das Rote Meer und den Persischen Golf sind unsicher geworden. Diese Probleme sind aber noch nichts gegen die Katastroph­e, die ein Krieg zwischen dem Iran und Israel für alle Nahost-Länder bedeuten würde. Deshalb arbeiten die Araber nach dem iranischen Angriff auf Israel daran, die Spannungen abzubauen.

Israels Verteidigu­ngsministe­r Yoav Gallant sagte, es gebe die Chance für eine „strategisc­he Allianz gegen die iranische Bedrohung“. Arabische Länder hätten Israel bei der Abwehr des iranischen Angriffs geholfen, erklärte Amos Yadlin, ein ehemaliger Direktor des israelisch­en Militärgeh­eimdienste­s. Die Araber wüssten, dass die Region gegen den Iran zusammenst­ehen müsse – „sonst sind sie als nächste an der Reihe“, schrieb Yadlin auf X.

Jordanien schickte Kampfflugz­euge, die zusammen mit Jets aus Israel, den USA, Frankreich und Großbritan­nien die iranischen Raketen und Drohnen auf ihrem Weg nach Israel abfingen. Während des iranischen Angriffs in der Nacht zum Sonntag seien Drohnen abgeschoss­en worden, die den jordanisch­en Luftraum durchquert hätten, erklärte die Regierung von Jordanien, das seit 1994 einen Friedensve­rtrag mit Israel hat. Jordanien will seine Haltung aber nicht als Parteinahm­e für Israel verstanden

APlakate in Teheran preisen iranische Raketen an

wissen. Wenn israelisch­e Drohnen über Jordanien auftauchen sollten, würden auch diese abgeschoss­en, erklärte Ministerpr­äsident Ayman Safadi.

Jordanien ist bisher der einzige arabische Staat, der seine Beteiligun­g bestätigt hat. Die arabische Führungsma­cht SaudiArabi­en rief die Konfliktpa­rteien zu „maximaler Zurückhalt­ung“auf, „um der Region und ihren Völkern die Gefahr eines Krieges zu ersparen“.

Den arabischen Staaten gehe es weniger darum, Bündnisse mit Israel und den USA neu zu beleben, sagt Julien Barnes-Dacey, Leiter des Nahost-Programms bei der europäisch­en Denkfabrik ECFR. „Es geht eher darum, eine Eskalation in der ganzen Region mit vernichten­den Folgen für alle zu verhindern“, sagte Barnes-Dacey unserer Zeitung.

Arabische Regierunge­n dürften nach der iranisch-israelisch­en Eskalation froh sein, dass sie ihre Beziehunge­n zum Iran in den vergangene­n Jahren verbessert und sich nicht

auf ein enges Bündnis mit Israel festgelegt haben, betont Paul Salem, Leiter des NahostInst­ituts MEI in Washington. Katar und Kuwait haben es den USA laut Medienberi­chten verboten, Stützpunkt­e in ihren Ländern für mögliche Gegenangri­ffe auf den Iran zu nutzen.

Israels Plan einer anti-iranischen Front hat deshalb wenig Chancen auf Erfolg. Arabische Staaten werden zwar mit Israel im Gespräch bleiben, NahostExpe­rte Barnes-Dacey erwartet aber, dass die Araber auch weiterhin mit Teheran reden werden. Katar und Oman fungierten bereits bisher als Vermittler zwischen dem Iran und dem Westen. Katar versucht zusammen mit Ägypten, Israel und die Hamas zu einer Waffenruhe in Gaza zu bewegen. Die arabischen Staaten dürften ihre Bemühungen um eine Feuerpause in Gaza intensivie­ren, erklärt MEI-Chef Salem: Eine Waffenruhe in Gaza könne zur Deeskalati­on zwischen dem Iran und Israel beitragen.

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AFP

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