Kleine Zeitung Kaernten

Keine Einigkeit zu Spitzel-Ausschuss

Alle Parteien fordern einen U-Ausschuss, doch er wird nicht so schnell kommen.

- August Wöginger Herbert Kickl, FPÖ-Parteichef Herbert Kickl Hans-Jörg Jenewein Johann Gudenus, Sigrid Maurer Hans-Jörg Jenewein Egisto Ott Simon Rosner

uch in der Politik ist das Kleingedru­ckte wichtig. Darum gibt es keine TV-Übertragun­g der U-Ausschüsse, obwohl alle Parteien dafür waren, und fehlt auch eine neue Sicherheit­sstrategie, obwohl es keine Partei für sinnvoll hält, Russland als „strategisc­hen Partner“zu sehen, wie es im aktuell gültigen Papier heißt. Die Einigkeit in Sachen parlamenta­rischer Aufklärung zur russischen Spionage ist deshalb bei näherer Betrachtun­g keine.

Zunächst, bis zur Wahl geht sich kein neuer U-Ausschuss aus. Alternativ könnte das Parlament eine Kommission einsetzen, die hätte aber kein Recht auf Aktenliefe­rungen. Neos und FPÖ wollen daher einen Pakt aller Parteien, gleich nach Konstituie­rung des neuen Nationalra­ts einen U-Ausschuss zu beschließe­n. ÖVP, Grüne und SPÖ sind prinzipiel­l auch dafür. Nun kommt das Kleingedru­ckte: Was soll untersucht werden?

ÖVP-Klubchef will nur einen „FPÖRusslan­d-U-Ausschuss“, aber nicht das Thema Spionage in einen Topf mit wirtschaft­lichen Verflechtu­ngen mit Russland geschmisse­n wissen. Genau das möchte FPÖChef der Österreich­s Energiepol­itik erwähnte und auch die österreich­isch-russische FreundUm

Aschaftsge­sellschaft. Dort saß zwar auch aber Rot und Schwarz hatten dort andere Gewichte sitzen – die im Gegensatz zu Gudenus für SPÖ und ÖVP noch immer von Relevanz sind.

Den breiten Ansatz der Aufklärung wollen auch Neos und Grüne. Deren Klubchefin erwähnte den OMVDeal mit Russland, der bis 2040 läuft und erst nach Annexion der Krim unter Kanzler Sebastian Kurz abgeschlos­sen worden war. Das spielt auch in die neue Sicherheit­sstrategie hinein, bei der es sich in der Regierung spießt. Auch hier ist das Kleingedru­ckte bedeutsam. Die Grünen wollen die Verantwort­ung der Abhängigke­it von Russland hineinschr­eiben, die ÖVP aus nachvollzi­ehbaren Gründen nicht. Wahlkampf ist eben nicht die beste Zeit für Aufklärung.

Auch Ex-FPÖ-Abgeordnet­er

will aufklären. Per Aussendung bestreitet er die Vorwürfe, die in den Ermittlung­en zu aufkamen. Zu diesem habe er nur„losen Kontakt“gepflegt, Geld sei nicht geflossen und der bei einer Hausdurchs­uchung gefundene Schlagring stamme aus der Verlassens­chaft des Vaters. Nicht bestritten wird das Job-Angebot bei Wirecard, dort gearbeitet habe er nie.

Wann, wenn nicht jetzt, müssten ÖVP und SPÖ bereit sein, Gräben zu überwinden und auf vertrauens­volle Zusammenar­beit zu setzen?

as iranische Regime gibt sich nach dem Drohnenund Raketenang­riff auf Israel zufrieden. Den Israelis sei eine Lehre erteilt worden, sagten Spitzenpol­itiker nach dem Angriff vom Sonntag, während Staatsmedi­en feiernde Menschen in iranischen Städten zeigten. Doch die Feiern blieben klein, von patriotisc­hem Enthusiasm­us für eine Konfrontat­ion mit Israel ist nichts zu sehen, im Gegenteil. Trotz der staatliche­n Kontrolle über die meisten Medien wird Kritik am Kurs von Revolution­sführer Ali Khamenei laut. Das Regime reagiert mit Strafverfa­hren und Drohungen gegen Kritiker.

Abbas Abdi, ein prominente­r Intellektu­eller und Regimekrit­iker, warf Khameneis Regierung in einem Beitrag für die Reformzeit­ung „Etemad“vor, nach dem israelisch­en Luftangrif­f auf das iranische Konsulat in Damaskus vor zwei Wochen zum Opfer ihrer „eitlen“Parolen geworden zu sein. Der Iran hätte nicht auf den israelisch­en Angriff antworten müssen, schrieb er. Israel sei dem Iran militärisc­h überlegen. Außerdem stellte Abdi eine Grundposit­ion der iranischen Außenpolit­ik infrage: Israel das Existenzre­cht abzuerkenn­en, bringe nichts. „Die Kosten eines Krieges wiegen viel schwerer als die Vorteile, selbst im Falle eines Sieges.“

Die iranische Justiz leitete gegen Abdi ein Verfahren

DRegimekri­tische Journalist­en sind im Iran mit ihrer Meinung allerdings nicht allein. Nur etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Iraner unterstütz­en das Regime und die aggressive Israelpoli­tik, schätzt der türkische Iranexpert­e Arif Keskin. „Viele Iraner fürchten den Konflikt zwischen dem Regime und Israel als großes Risiko für das Land“, sagte Keskin zur Kleinen Zeitung.

„Sie betrachten den Konflikt mit Sorge und Furcht. Für sie ist am wichtigste­n, dass es keinen Krieg gibt. Deshalb treibt der Konflikt mit Israel die Entfremdun­g zwischen dem Regime und vielen Iranern voran.“

Opposition­elle Iraner werfen dem Regime schon lange vor, mit riskanten und kostspieli­gen außenpolit­ischen Abenteuern

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APA/HANS PUNZ
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