Eine Ikone gibt Auskunft
Salman Rushdie erzählt vom Attentat und der Zeit danach.
m 12. August 2022 stach ein 24Jähriger bei einer Veranstaltung in den USA auf Salman Rushdie ein. Der heute 76-jährige indisch-britische Autor überlebte das Attentat, das sozusagen eine Spätfolge einer islamischen Fatwa aus dem Jahr 1989 gewesen ist. Sein Roman „Satanische Verse“hatte die im Iran herrschenden Ideologen dermaßen empört, dass der Ayatollah und Revolutionsführer Ruhollah Khomeini ein Todesurteil über Rushdie aussprach.
Rushdie lebte fortan mit Personenschützern, wechselte die Wohnorte und war vom sozialen Leben weitgehend ausgeschlossen. Im Lauf der Jahre wurde die Schutzblase um Rushdie durchlässiger, die Fatwa schien fast vergessen. Rushdie hat den Attentäter (einen Amerikaner aus New Jersey mit libanesischen Wurzeln) auch als „Zeit- reisenden“bezeichnet, der ihn mit aller Gewalt mehr als 30 Jahre zurück- bringen wollte. Bei dem Attentat hat er sein rechtes Auge verloren.
„Knife“heißt das nun erscheinende
ABuch, mit dem Salman Rushdie das Attentat literarisch verarbeitet. Er gewährt dabei tiefe Einblicke in sein Privatleben, seine Verhältnisse, seine Familie. Und er widmet ein Kapitel dem Attentäter, der als Motiv lediglich angeführt hat, dass er Rushdie für einen „unredlichen Menschen“halte. Die Gerichtsverhandlung gegen den 24-Jährigen steht noch aus.
Der erste Blick in den Spiegel in das von den Messerstichen entstellte Gesicht wird in „Knife“zur Reise in eine Kindheit, die von der leidvollen Erfahrung mit einem alkoholkranken Vater gekennzeichnet ist. Die Rückkehr ins Leben nach dem Attentat beschreibt Rushdie als äußerst mühsam, er berichtet von kleinen Fortschritten und Rückschritten, bewahrt sich dabei aber seinen typischen, britischen Humor. Das Buch lässt die Verletzlichkeit des Autors erkennen, der für die einen zur Ikone der Freiheit geworden ist, während sich vor allem die britsche Boulevardpresse bis heute an dem Autor reibt.
Die Meinung in diesem Gastkommentar muss sich nicht mit jener der Redaktion decken.