Papst „besorgt um Stadt der Schönheit“
Franziskus setzt in Venedig große Gesten für Insassinnen des Frauengefängnisses, Kunst und Jugend: „Geschwister überall“.
er kleine Gianluca streckt dem Papst sein gebasteltes Heftchen entgegen. Liebevoll beugt sich Franziskus zum Buben, der hinzusetzt: „Es kostet einen Euro“. „Ich gebe dir fünf“, sagt der Papst schmunzelnd und weist einen Begleiter an, zu zahlen. Sofort ist der Bub von Reportern umringt. „Ich bin der Einzige“, strahlt der Kleine stolz, „der dem Papst etwas verkauft hat.“
Mehr kann eine Anekdote nicht erzählen über Venedigs Kommerzialisierung, die der Papst auf dem Markusplatz vor Tausenden Gläubigen thematisiert. „Wir bewundern die bezaubernde Schönheit der Stadt, aber wir sind auch besorgt über die vielen Probleme, die sie bedrohen.“Dezidiert nennt er „den Klimawandel, der sich auf die Gewässer der Lagune und auf die Insel auswirkt; die Gefährdung der Gebäude und des kulturellen Erbes, aber auch die Menschen.“Schmerzhaft legt Franziskus seine Finger auf die Wunden Venedigs wie, „die Schwierigkeit, durch ein angemessenes Tourismusmanagement eine Umwelt zu schaffen, die maßvoll bleibt.“
Zu Beginn des Besuches hellt der Papst im Frauengefängnis auf der Giudecca Gesichter auf und lässt Tränen der Freude fließen. Sie seien erstaunt und voll Emotion, dass der Papst sie besuche, sagen die Insassinnen. Franziskus nimmt sich Zeit, alle 80 Frauen im Gefängnishof zu
Dbegrüßen, zu umarmen, zu trösten. Würdevoll bezeichnet er sie als „ospiti“, als Gäste, „die Wunden tragen, wie wir alle“. Die Rutsche im Innenhof verrät, dass hier auch Kinder mit ihren Müttern leben. „Das Gefängnis ist eine harte Realität. Bitte die Würde nicht in Isolationshaft nehmen, sondern eine zweite Chance geben“ruft der Papst zur Geschwisterlichkeit auf.
Das Thema der 60. Kunstbiennale „Stranieri ovunque“– Fremde überall – formuliert Franziskus um auf „Fratelli ovunque“– Geschwister überall. „Wir haben keine bequemen Künstler ausgesucht“, betont Kardinal Josè Tolentino de Mendonça. Maurizio Cattelan, der die Außenmauer des Carcere feminile als Fußabdruck gestaltet hat, schuf 1999 eine Skulptur von Papst Johannes Paul II., getroffen von einem Meteoriten. „Es gibt keine Kirche ohne Künstler. Die Kirche hat eine Allianz mit den Künstlern, aber auch ihre Schwierigkeit, mit der Freiheit der Kunst umzugehen“, räumt Franziskus ein. Kunst habe sich gegen Gewalt und Diskriminierung zu richten. In der Gefängniskapelle, die Sonia Gomes mit Kunstwerken aus Häftlingskleidung gestaltet hat, hebt der Papst den Beitrag der Frauen zur Kunst hervor und nennt Frida Kahlo sowie Louise Bourgeois und Corita Kent.
Vis-à-vis der Giudecca harren Angelo und seine Kollegen vom Ruderverein Bucintoro. Gerne würden die stolzen Remieri ihn ein