„Viele Tiere haben das nicht überlebt “
Nachdem die Tier- und Pflanzenwelt viel früher in den Sommer gestartet ist, gibt es jetzt einen Überlebenskampf.
er Klimawandel belastet schon seit einigen Jahren Flora und Fauna in Kärnten, da sind sich Biologen einig. Arten, die sich nicht anpassen, werden verschwinden, neue werden in unsere Breiten eindringen. Die Folgen sind kaum abzuschätzen. Doch die Wetterextreme dieses Aprils sind ein Novum. Vom Hochsommer Anfang des Monats wurde es binnen 48 Stunden Winter – mit Schnee und Minusgraden über Wochen. Für Tier- und Pflanzenwelt ein
Schock und nun ein Überlebenskampf.
„Man kann es nur erahnen, welche Auswirkungen die letzten Wochen auf die Insektenwelt hatten. Zuerst extrem warm, dann die kalte Dusche und plötzlich keine Nahrung mehr. Sie werden zu Millionen verrecken“,
Dbringt es Christian Wieser, Abteilungsleiter Zoologie im Kärntner Landesmuseum, drastisch auf den Punkt. Was gestorben ist, ne man nicht mehr zum kön- Leben erwecken, betont er: „Jetzt ist alles durcheinander, aber wir wissen noch nicht, was ausfallen wird und was das Extrem überlebt hat.“
Besonders kritisch sei es für Wespen. „Die Königinnen sind bereits erwacht, haben alles hochgefahren und sind in den Sommer gestartet. Wenn sie den Wintereinbruch nicht überlebt haben, dann wird die Population heuer drastisch einbrechen“, sagt der Zoologe. Dann können sich etwa andere Schädlinge leichter vermehren und auch als Bestäuber, vor allem im Herbst, werden die Wespen abgehen. „Bis sich die gesamte Insektenwelt wieder erholt, kann es Jahre dauern“, fürchtet Wieser. „Auch der Wespenbussard könnte dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Natur ist ein komplexes System, jeder Ausfall hat weitreichende
Folgen“, sagt Andreas Kleewein, Geschäftsführer von BirdLife Kärnten.
Eine Schwalbe macht zwar keinen Sommer, doch die Hitze Anfang April ließ die Vögel in Scharen nach Kärnten kommen. „Die Mehl- und die Rauchschwalben sind schon da und haben ihre Brutplätze bezogen. Jetzt müssen sie das Brutgeschehen massiv einbremsen, weil Insekten schwieriger zu finden sind“, erklärt Kleewein. Heuer habe die Vogelbalz bereits drei Wochen früher begonnen: „Somit sind Nestbau und der Schlupf vieler Jungvögel bereits erfolgt. Doch nun fehlt Verpflegung für die hungrigen Mäuler.“Kleewein hofft, dass es schnell wieder wärmer wird, dann könnten vielleicht viele Vögel das Brutgeschehen verlängern beziehungsweise eine zweite Generation nachlegen.
sind vermutlich Frost und Nässe erlegen. „Wir haben Meldungen von völlig erschöpften Vögeln. Selbst die robusten Krähen sind dieser Tage oft wie nasse Fetzen dahergekommen“, berichtet Kleewein und ergänzt, dass vor allem kleine Vogelarten, die gerade aus dem Süden gekommen seien,
stark gelitten hätten. „Sie starten zwar gut genährt, aber der lange Flug kostet viel Energie. Dann beginnt die Balz, der Bau des Brutplatzes und sie müssen sich auch selbst ernähren. Das war mit dem Wintereinbruch nur mehr beschränkt möglich.“
Ans Fressen dachten Reptilien noch nicht. „Nein, die sind heuer durch die Hitze verfrüht
Bis sich die gesamte Insektenwelt erholt, kann es Jahre dauern.
Zoologe
BirdLife