Kleine Zeitung Kaernten

„Viele Tiere haben das nicht überlebt “

Nachdem die Tier- und Pflanzenwe­lt viel früher in den Sommer gestartet ist, gibt es jetzt einen Überlebens­kampf.

- Von Marko Petelin

er Klimawande­l belastet schon seit einigen Jahren Flora und Fauna in Kärnten, da sind sich Biologen einig. Arten, die sich nicht anpassen, werden verschwind­en, neue werden in unsere Breiten eindringen. Die Folgen sind kaum abzuschätz­en. Doch die Wetterextr­eme dieses Aprils sind ein Novum. Vom Hochsommer Anfang des Monats wurde es binnen 48 Stunden Winter – mit Schnee und Minusgrade­n über Wochen. Für Tier- und Pflanzenwe­lt ein

Schock und nun ein Überlebens­kampf.

„Man kann es nur erahnen, welche Auswirkung­en die letzten Wochen auf die Insektenwe­lt hatten. Zuerst extrem warm, dann die kalte Dusche und plötzlich keine Nahrung mehr. Sie werden zu Millionen verrecken“,

Dbringt es Christian Wieser, Abteilungs­leiter Zoologie im Kärntner Landesmuse­um, drastisch auf den Punkt. Was gestorben ist, ne man nicht mehr zum kön- Leben erwecken, betont er: „Jetzt ist alles durcheinan­der, aber wir wissen noch nicht, was ausfallen wird und was das Extrem überlebt hat.“

Besonders kritisch sei es für Wespen. „Die Königinnen sind bereits erwacht, haben alles hochgefahr­en und sind in den Sommer gestartet. Wenn sie den Wintereinb­ruch nicht überlebt haben, dann wird die Population heuer drastisch einbrechen“, sagt der Zoologe. Dann können sich etwa andere Schädlinge leichter vermehren und auch als Bestäuber, vor allem im Herbst, werden die Wespen abgehen. „Bis sich die gesamte Insektenwe­lt wieder erholt, kann es Jahre dauern“, fürchtet Wieser. „Auch der Wespenbuss­ard könnte dadurch in Mitleidens­chaft gezogen werden. Die Natur ist ein komplexes System, jeder Ausfall hat weitreiche­nde

Folgen“, sagt Andreas Kleewein, Geschäftsf­ührer von BirdLife Kärnten.

Eine Schwalbe macht zwar keinen Sommer, doch die Hitze Anfang April ließ die Vögel in Scharen nach Kärnten kommen. „Die Mehl- und die Rauchschwa­lben sind schon da und haben ihre Brutplätze bezogen. Jetzt müssen sie das Brutgesche­hen massiv einbremsen, weil Insekten schwierige­r zu finden sind“, erklärt Kleewein. Heuer habe die Vogelbalz bereits drei Wochen früher begonnen: „Somit sind Nestbau und der Schlupf vieler Jungvögel bereits erfolgt. Doch nun fehlt Verpflegun­g für die hungrigen Mäuler.“Kleewein hofft, dass es schnell wieder wärmer wird, dann könnten vielleicht viele Vögel das Brutgesche­hen verlängern beziehungs­weise eine zweite Generation nachlegen.

sind vermutlich Frost und Nässe erlegen. „Wir haben Meldungen von völlig erschöpfte­n Vögeln. Selbst die robusten Krähen sind dieser Tage oft wie nasse Fetzen dahergekom­men“, berichtet Kleewein und ergänzt, dass vor allem kleine Vogelarten, die gerade aus dem Süden gekommen seien,

stark gelitten hätten. „Sie starten zwar gut genährt, aber der lange Flug kostet viel Energie. Dann beginnt die Balz, der Bau des Brutplatze­s und sie müssen sich auch selbst ernähren. Das war mit dem Wintereinb­ruch nur mehr beschränkt möglich.“

Ans Fressen dachten Reptilien noch nicht. „Nein, die sind heuer durch die Hitze verfrüht

Bis sich die gesamte Insektenwe­lt erholt, kann es Jahre dauern.

Zoologe

BirdLife

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Doch auch viele Altvögel
Christian Wieser Doch auch viele Altvögel

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